Servicewüste.

Während man in den USA mit einem Lächeln begrüßt wird, schaut einen hier die Verkäuferin nicht einmal mehr an. Früher hieß es noch „Kunde ist König“, aber ich glaube, den Läden oder Verkäufern geht es viel zu gut, so dass der Gast oder Kunde nur noch egal ist.

Heute Morgen wollte ich mir ein belegtes Brötchen kaufen. Als ich in die Bäckerei im Nachbarsort ging, wurde ich nicht einmal angeguckt. Ich sagte laut „Guten Morgen“ und schaute mir an, was es an Brötchen gibt. Viel war es nicht, und um 7 Uhr morgens kann ich schon noch etwas mehr erwarten. Ich hatte die Wahl zwischen Käse und Schinken, oder Käse und Salami. Gut. Ich esse kein Käse, beziehungsweise, darf ja nicht. Also fragte ich, ob ich eines nur mit Salami haben könnte. Oh mein Gott, ihr hättet mal den Gesichtsausdruck der Verkäuferin sehen sollen. Wie? Die Kunden fordert auch noch etwas?? Ja! Die Verkäuferin fragte ihre Kollegin, ob sie das machen kann, und als Antwort kam „Nein, wir verkaufen nur das, was wir hier liegen haben!“ Aber in einem Ton, das könnt ihr euch nicht vorstellen. Gut, meine Antwort war schlicht und einfach „Nein danke, dann halt nicht.“

 

Was ist denn bitte los?? So war es doch früher nicht? Ist ein Lächeln denn so schwer? Lächle ich, bekomme ich auch von meinem Gegenüber ein Lächeln geschenkt. Aber doch nicht so?

Ebenso erging es uns in einem Kaufhaus. Ein eher renommiertes, größeres Kaufhaus in Stuttgart. In den normalen Abteilungen findet man kaum eine Verkäuferin, die einen beraten kann, oder überhaupt beraten möchte. Geht man einen Schritt weiter, zu den eher unbezahlbaren Waren, stehen da eine nach der anderen, wie Statuen. Aber glaubt ihr, da kommt ein „Wie kann ich Ihnen helfen?“ . Nein. Man wird erst von oben bis unten gemustert, ob man sich das ganze hier überhaupt leisten kann. Denn, wenn ich ja nur mit einer normalen Jeans und einem Shirt rumlaufen, brauch sie mich erst gar nicht zu bedienen. Schlimm. Ehrlich. Woher möchte die Dame wissen, wie viel Geld auf meinem Konto ist? Nur, weil ich vielleicht an diesem Tag keine Lust hatte, mich schön anzuziehen?

 

Es ist ja das gleiche mit den Kellnern. Während man in den USA ein Gehalt von $4 oder höchstens $6 bekommt, und sich wirklich den „A…“ aufreisst, alles für den Kunden tut, damit man nachher ein Trinkgeld bekommt, bemühen sich die Gastronomen in Deutschland überhaupt nicht. Bis der Kellner überhaupt erst einmal zum Tisch kommt, kann schon eine halbe Stunde vergehen. Bis dann mal ein Getränk kommt, eine weitere halbe Stunde. Meistens wird dann noch etwas vergessen, oder alle haben ihre Hauptspeise bis auf einen. Fragt man dann nach, oder bittet nach einem Extra-Glas, nach Senf oder was auch immer, wird man nur böse angeguckt. Sorry, aber dann soll man den Kellnern keine 8 oder 10 € die Stunde bezahlen, sondern wirklich das Gehalt dem Trinkgeld abhängig machen. Denn in den USA funktioniert es, und sogar sehr sehr gut!

 

Mein letztes Beispiel sind die Makler. Oh je… was ich Erfahrungen in den letzten Wochen machen durfte. Es fängt ja schon an, dass man sich auf eine Wohnungsanzeige meldet, und nichts zurückkommt. Gut, dann rufe ich eben an, und frage nach. Dann wird mir an einem Montag gesagt, ich solle mich doch bitte ab Freitag bei seiner Kollegin melden, da er dann im Urlaub ist. Ehm, Entschuldigung? Okay. Machen wir eben, da uns die Wohnung gefällt. Wohnungsbesichtigung. Auf Fragen wie „Wie viele Personen haben hier vorher gelebt?“ oder „Wie hoch war der Stromverbrauch?“ (da Elektro-Heizung) kann man nicht antworten. Das heißt, die Person ist super schlecht vorbereitet. Ich möchte ja nur mal erwähnen, dass der oder die Makler/in bis zu 2000€ oder mehr von uns an Provision bekommen würde, also für das Geld erwarte ich schon ein wenig mehr.

 

Und was war wieder gestern? Ich dachte, mich trifft der Schlag. Letzte Woche habe ich das Formular bei Immobilien Scout ausgefüllt, dass ich an einer Wohnung Interesse habe und um einen Termin am Samstag oder Montagabend bitte. Gut. Antwort kam keine. Gestern (Montag) Nachmittag bekomme ich einen Anruf, „Sie haben mir wegen der Wohnung geschrieben, also heute um 19 Uhr geht es.“ Ich dachte mir nur, ganz ehrlich, kurzfristiger geht es wohl auch nicht, oder? Ich sagte ihm, „Es tut mir leid, aber heute um 19 Uhr haben wir bereits einen Termin.“ Der Herr meinte doch tatsächlich „Gut, dann eben nicht, dann lassen wir´s eben.“ Und legt den Hörer auf. Wo sind wir denn bitte? Nichts von Manieren gehört? Und das soll ein Makler sein, der dann nachher von mir eine deftige Provision kassiert? Nein, danke.

 

Ich wünschte mir, die Leute hier wären etwas relaxter, nicht so gestresst. Denn den Stress macht man sich selber. Man muss lernen, das Leben mehr zu genießen. Und von wegen in den USA ist alles nur oberflächlich. Die Freundschaften, die ich dort habe, sind 10mal mehr wert, als die, die ich hier habe oder hatte. Deutschland wird zur Neid-Kultur, keiner gönnt einem etwas.

Aber zurück zur Servicewüste. Wäre es nicht toll, wenn man wie in den USA mit einem Lächeln und einem „Wie geht’s Ihnen?“ begrüßt wird? Automatisch ist der Tag viel sonniger und schöner, als ein mürrischer Blick und dem Gedanken „Was will die denn hier?“ oder womöglich „Oh nein, ein Gast, jetzt muss ich die auch noch bedienen.“

Tja Leute, von nichts, kommt nichts.