Beziehung & Baby.

 

Das erste Jahr mit dem Nachwuchs habe ich mir damals, als ich mir ein Kind gewünscht hatte, ganz anders vorgestellt. Auch was die Beziehung, unsere Partnerschaft angeht, habe ich es mir ganz anders vorgestellt {erhofft}…

 

 

 

Natürlich gab es bei uns schon immer Reibereien, da wir komplett unterschiedlich sind und eine Beziehung ohne Streit auch langweilig wäre. Aber wenn ich an unsere Zeit auf dem Schiff oder auch die ersten Jahre in Deutschland denke, da waren wir so locker, spontan, haben viel unternommen und viel zusammen gelacht.

 

 

 

Ehrlich gesagt, habe ich vor und während der Schwangerschaft gar nicht viel darüber nachgedacht, wie sich die Beziehung ändern könnte. Mir war nicht einmal bewusst, dass sie sich ändern würde. Alles würde sein wie früher, nur dass wir nun ein Kind bei uns haben würden. Und dieses Kind würde uns noch näher bringen, noch näher aneinander schweißen, so dachte ich. Ja dieses Kind wäre das Sahnehäubchen unserer Beziehung. Doch irgendwie war das Gegenteil der Fall. 

 

 

 

Schon in der ersten Zeit nach dem Krankenhaus hätte ich es realisieren müssen. Rund um die Uhr hatte ich nur Augen für das Kind, aber nicht für meinen Mann. Er hatte es auch nicht gerade einfach. Gleich im Juli begann sein neues Projekt und er war erst mal 6 Wochen nicht da. Und an den Wochenenden war es sehr schwer für ihn, eine Beziehung zu Karl aufzubauen. Er bemühte sich so sehr, mir alles recht zu machen, mir jedes bisschen Arbeit abzunehmen, damit ich entspannen konnte. Doch alles wäre nicht genug gewesen. Und als Dank machte ihm noch sinnlose Vorwürfe.

 

 

 

Ich hatte noch das Glück, dass es mir die ersten drei Wochen ziemlich bescheiden ging. Ich konnte keine 5 Meter laufen. Ich war so schwach, so kaputt. Okay, ich hatte auch eine ziemlich besch…. Geburt hinter mir. Aber normal war es nicht. Und dann hatte ich noch ziemlich starke Blutungen, bis man mir nach 3 Wochen ein Stück Plazenta entfernt hat. Von dem Augenblick an, ging es mir von Tag zu Tag besser. Aber dann kamen die Koliken. Oh je. Das wünsche ich wirklich niemanden! Ist ja schon anstrengend, ständig wach zu sein, oder alle 2-3 Stunden zu stillen. Aber dann dieses Geschrei? Stundenlang?

 

 

 

All das führte früher oder später natürlich dazu, dass er sich zurückzog. Dass wir weniger miteinander sprachen, nichts miteinander teilten, unsere Zeit nicht mehr zu zweit, sondern nur noch jeweils für sich verbrachten. Unsere Beziehung war quasi tot, nicht existent. Wir hatten ein gemeinsames Kind, das wir gemeinsam großzogen. Doch ein Wir gab es ganz schnell und für ziemlich lange Zeit nicht mehr. 

 

 

 

Inmitten dieser Krise planten wir endlich ein Haus zu kaufen. Das führe zu neuem Ärger. Zu unterschiedlich waren unsere Vorstellungen an gewissen Stellen: die Finanzen, die Umsetzung des ganzen und dazwischen auch noch das Arbeiten und Karl. Zu diesem Zeitpunkt haben wir wohl beide insgeheim darüber nachgedacht, wie sich eine Trennung auswirken würde. Ob das für alle Beteiligten nicht die bessere Lösung sei, bevor man den Schritt des Eigenheims wagt. Immer wieder suchten wir das Gespräch, weil wir uns nicht einfach aufgeben wollten. Nach diesen Gesprächen lief es für kurze Zeit besser, doch wir verfielen schnell in alte Gewohnheiten, die uns schlussendlich wieder streiten oder gar nicht miteinander reden ließen.

 

Wir machten kurzerhand im Oktober einen Urlaub, um dem Alltagsstress zu entfliehen und fernab von zu Hause nochmal die Gedanken sortieren zu können.
Natürlich hatten wir bis dort hin auch schöne Momente, die wir erlebt haben. Doch überwiegend waren wir beide wohl mit der Situation nicht zufrieden, nicht glücklich.

 

 

 

Und wisst ihr was? Ich habe diesen Mann nicht ohne Grund geheiratet, nein. Ich habe ihn geheiratet, weil ich ihn liebe und weil ich wusste, dass wir uns auch nach schlechten Zeiten wieder aufraffen können und zueinander finden. Schließlich war es nicht das erste Tief, da waren schon andere die wir erfolgreich gemeistert haben. Und wenn ich überlege, wie oft ich ihn anschreie oder gesagt habe, er soll ausziehen…

 

 

 

Eine Lösung ist schwierig zu definieren. Das ist allgemein wohl ziemlich individuell und abhängig von den Partnern. Doch grundsätzlich gilt natürlich: reden, reden, reden. Miteinander reden, ohne Vorwürfe. Jeder kann seinen Standpunkt, seine Misslage erklären, doch man sollte möglichst vermeiden, dem anderen daran die Schuld zu geben. Ich habe meinen Mann so oft angeschrien und war zu oft irrational böse auf ihn. Er wiederum war meistens einfach nur ruhig und hat lieber nichts gesagt, was mich noch wütender machte. Das Ganze ist natürlich nicht nach einem Tag oder einmal Reden vergessen. Man muss einfach versuchen, wieder zueinander zu finden. Abends wieder zusammen schön was kochen und essen, einen alten Lieblingsfilm angucken.

 

 

 

Und mit jedem Abend, den wir gemeinsam verbrachten, wurde es ein Stückchen besser, jedes Mal ging es ein bisschen weiter Bergauf.
Man muss versuchen die Situation aus der Perspektive des andere zu betrachten. Sich in ihn hineinversetzten, um verstehen zu können, was in ihm vorgeht. 

 

 

 

Und heute? Heute könnte ich glücklicher nicht sein, ihn an meiner Seite zu haben, ihn den Vater von Little Karlito nennen zu können. Ja heute sind wir wieder an einem Punkt, an dem wir glücklich sind. Glücklich miteinander, glücklich mit uns und unserer Familie. Natürlich habe ich auch Angst vor der nächsten Hürde, unser Eigenheim, doch auch das werden wir meistern. Letztendlich ist nur wichtig, dass wir wissen, was wir aneinander haben und dass wir jedes Tief gemeinsam besiegen können. Egal wie groß die Krise zu sein scheint, es gibt immer einen Weg hinaus.