Mütter gegen Mütter.

Eine Krähe hackt der anderen kein Auge aus. Eine Mutter der anderen schon.

 

 

 

Es fängt ja schon damit an, wenn ein Kind geboren wurde. Man vergleicht sofort „wie groß war deiner?“ oder „meiner hatte schon Haare auf dem Kopf!“. Es geht dann immer so weiter. Das eine Kind kann schon laufen, während meiner nicht mal krabbeln konnte. Das andere Kind konnte mit 11 Monaten schon reden, meiner fängt mit seinen 15 Monaten erst an.

 

 

 

Ich frage mich immer wieder, warum wir Mütter uns nicht einfach in Ruhe lassen können? Ich selber bin da selten besser: Erst gestern habe ich auf dem Spielplatz die Augen verdreht, als eine andere Mutter erst die Nase rümpfte, weil mein Karl kiloweise Rindenmulch die Rutsche herunterschüttete, dann ihrer Tochter mit den Worten ebendies verbot: „Nein Schatz, so einen Blödsinn machen wir nicht“, und dann erst eine Decke über die gammelige Bank ausbreitete, bevor sie sich darauf niederließ. Oh man! Aber was geht mich diese Frau an? Warum nervt die mich so?

 

 

 

Genauso ist es bei diversen Blog- oder Facebookeinträgen. Manche sprechen eine Reihe der größten Reizthemen unter Eltern an, und was passiert? Ein Shitstorm. Wer Reizthemen sät, erntet unsachliche Kommentare. Sogar von einem Post, der sich für mehr Selbstbestimmtheit ausspricht, der den Eltern sagt `Ihr macht das schon richtig` fühlen sich andere Eltern angegriffen- und schimpfen drauflos.

 

 

 

Ist es, weil wir als Mutter meinen, sowieso alles besser zu wissen? Das Kind mit unserer eigenen Art besser erziehen zu würden? Oder ist es der Konkurrenzgedanke?

 

 

 

Nachbarn, Kollegen, die Verkäuferin beim Bäcker- wer mir nicht sympathisch ist, mit dem wechsele ich nicht mehr Worte als nötig. Arrogant? Nö. Nur ehrlich.

 

 

 

Mit vielen der Eltern, die mir begegnen, hätte ich wohl auch nie ein Wort gewechselt, weil wir ganz offensichtlich nicht auf einer Wellenlänge sind. Auf dem Spielplatz, in der Kita oder auch in MütterForen- und Blogs treffen wir nun aber alle aufeinander: Die Impfgegner und die Impfer, die Veganer und die Wurstfans, die Fläschchen- und die Stillmamas, die Gläschen-Fütterer und die Selberkocher. Mit vielen Menschen, mit denen wir als Eltern so unsere Freizeit verbringen, haben wir nichts gemeinsam- der einzige gemeinsame Nenner sind unsere Kinder.

 

 

 

Nächster Punkt: Es geht um unsere Kinder, und wenn es um unsere Kinder geht, ist Schluß mit lustig!

 

Es gibt auch Nachbarn und Kollegen, die finde ich , freundlich ausgedrückt, schräg. Trotzdem störe ich mich kaum an ihnen, höchstens dann, wenn sie mich direkt mit ihren Ansichten konfrontieren, aber auch dann berührt es mich nur selten. Wenn allerdings jemand meinem Karlito zu nahe tritt, dann bin ich sofort alarmiert. Geht es dann auch noch um Kritik an meinem Umgang mit ihm, weil ich angeblich den falschen Lichtschutzfaktor gewählt habe oder die falschen Schuhe gekauft habe, dann koche ich innerlich vor Wut. Nichts empfinde ich als größeren Angriff gegen mich, als Kritik an der Art und Weise, wie meine Familie lebt. Kommt so eine Kritik dann auch noch von Menschen, deren Lebensweise mir wiederum völlig fremd ist, ist Streit vorprogrammiert.

 

 

 

Nicht nur Mütter, mit denen man nichts gemeinsam hat, erziehen auch ihre Kinder anders als man selbst. Manchmal ist es auch die beste Freundin, mit der man als Mutter plötzlich so gar nichts mehr gemeinsam zu haben scheint. Ein Kind zu haben, bedeutet Entscheidungen treffen zu müssen. Kita, Tagesmutter oder zu Hause betreuen? 20, 30 oder 40 Stunden? Kindersitz nach vorne oder nach hinten gerichtet? Wir treffen unsere Wahl, weil wir glauben, dass sie richtig ist, aber oft sind wir auch nicht ganz sicher. Vielleicht machen es andere doch besser? Und ist deren Entscheidung nicht gleichzeitig auch ein bisschen eine Entscheidung gegen das, was ICH für richtig halte? Und schon fühlen wir uns angegriffen und verteidigen uns.

 

 

 

Mit den Monaten wächst das Vertrauen in das eigene Bauchgefühl, stelle ich bei mir fest. Damit wächst auch meine Gelassenheit. Ich fühle mich eigentlich sicher in dem, was ich mache. Und wenn ich das so möchte, dann soll es auch so sein. Und, ich rege mich nicht einmal mehr auf (na gut, ganz selten).

 

 

 

Wir können nicht alle alles richtig machen. Das geht schon deshalb nicht, weil wir ganz unterschiedliche Vorstellungen von „richtig“ haben. Wir könnten uns aber wenigstens zugutehalten, dass jeder das tut, was er für richtig hält, weil wir alle das Beste für unsere Kinder wollen.