Eltern und Ehepaar.

Man hört es ja recht häufig: „Jede dritte Ehe scheitert.“ Warum eigentlich? War doch früher auch nicht so? Ist das die heutige Zeit? Sind wir zu sprunghaft? Oder sind wir einfach nicht zufrieden zu stellen?

 

 

 

Und automatisch denkt man wieder über seine eigene Ehe nach. Unsere Ehe befindet sich im verflixten siebten Jahr, unsere Beziehung bereits im achten. Manchmal, wenn ich mir unsere Hochzeitsfotos anschaue, denke ich bei mir: „Wahnsinn, wer wir damals waren, und wer wir heute sind!“

 

 

 

Von den Hochzeitsfotos guckt mich ein Paar an, das eigentlich gerade erst anfing, ein richtiges Paar zu werden. Genau genommen waren wir zwei sehr unabhängige Erwachsene, die ineinander verliebt waren. Und vielleicht auch etwas blind vor Liebe. Denn wer heiratet schon nach 6 Wochen? Tja, und letztes Jahr wurden wir endlich Eltern. Es war eine riesige Umstellung, vom Paar zur Familie. Wie haben wir uns gestritten! Über absolut ALLES! Aber das habe ich ja schon mal in meinem Blogeintrag „Beziehung“ erwähnt.

 

 

 

Und der Sprung von der Familie mit einem Kind zu einer Familie mit zwei Kindern? Viele sagen, dass das zweite und dritte Kind dann einfach so mitlaufen. Es passiert dann so nebenher, da sich die Rahmenbedingungen nicht mehr so sehr ändern. Hier wird wenig geschlafen, ich nehme Elternzeit, mein Mann und ich haben kaum Zeit füreinander…das war schon bei Karlito so.

 

 

 

Und mit der Streiterei? Geht es dann wieder von vorne los? Ich meine, auch jetzt, durch Job, Kind und vorallem die Renovierung…. Wir sind seeehr genervt voneinander. Wie wäre es dann mit einem Kind Nr. 2? Müssten unsere Rollen neu definiert werden?

 

 

 

Manchmal bin ich überrascht davon, wie sehr wir uns verändert haben. Die beiden unabhängigen Menschen auf dem Hochzeitsfoto leben jetzt ein unfassbar traditionelles Familienbild. Ich bin die Teilzeit-Hausfrau, er der Geldverdiener. Ich bin glücklich in meiner Mutterrolle und schäme mich nicht dafür, dass mir Karlito wichtiger ist als meine Karriere. Nur manchmal denke ich mir, dass ich beruflich viel mehr hätte erreichen können. Kennt ihr dieses Gefühl? Ich meine, ich habe halt leider nicht studiert. Ich wollte damals lieber Ausbildung bzw. Geld für den Führerschein und das erste Auto. Und heute bereue ich es so oft, dass ich nix Gescheites gemacht habe…

 

 

 

Und dann sind da noch all diese eigentlich überflüssigen Motzereien: Ich hatte doch gesagt ich brauche Tomaten, warum hast Du keine Tomaten gekauft? Hörst Du eigentlich nicht, wenn das Babyfon angeht? Kannst Du auch mal das Bad putzen? Musst Du wirklich bis 19 Uhr im Büro sitzen? Hast du etwa keine Jacke für den Sohn eingepackt? Jajaja…. Manchmal übertreibe ich halt. Mein armer lieber Mann.

 

 

 

Besteht eine Ehe nur noch aus Arbeiten, schlafen und am Wochenende den Haushalt erledigen? Sollten wir mehr miteinander reden anstatt immer nur „Kannst Du mal kurz…“?

 

 

 

Von dem Foto neben dem Hochzeitsfoto, ein Familienfoto mit Sohn, gucken mich keine unabhängigen Erwachsenen an, sondern Eltern. Die Liebe zueinander und die Liebe zum Sohn springt einem aus diesem Foto heraus fast an. Wir haben den Sprung vom Paar zur Familie geschafft. Und was wäre unsere Beziehung ohne unseren Sohn? Meiner Meinung nach nichts wert.

 

 

 

Wir werden uns in den nächsten Wochen noch oft streiten. Müde und gereizt werden wir aneinander geraten, kurioserweise nie zu erschöpft, um zu streiten. Wir wissen aber beide, dass das wieder besser wird.

 

 

 

Einem Zeitungsartikel zufolge haben wir statistisch gesehen noch 10 Jahre glückliche Ehe vor uns. Ich traue uns durchaus mehr zu. Und wie sage ich immer so schön zu ihm „Will you love me in the morning?“ – Er: „Forever and ever“.