Erzähl mir nix von urlaubsreif!

Meine kinderlose Kollegin stöhnte heute Morgen: “ Ich bin sowas von urlaubsreif!“ Klar, denke ich mir, die hat wohl am Wochenende zu viel gefeiert und ist jetzt müde oder ist von ihrem Freizeitstress gestresst. Vielleicht kommt da auch etwas der Neid bei mir raus, aber ich möchte auch gern mal wieder in Urlaub und ja, ich bin definitiv urlaubsreif!

 

 

 

Gedanklich lasse ich mein eigenes Wochenende Revue passieren. Wochenende hin oder her, der beginnt bei uns spätestens um 5:00 Uhr mit dem Weckruf des Sohnes. Ich hole Karl aus seinem Bett, mache ihm erst mal sein Brei und nach dem Essen wird er angezogen. Wenn er fertig ist, dann kommt Mama dran. Ich mache mir und meinem Mann das Frühstück, esse und am Wochenende heißt es dann spielen. Normalerweise heißt es dann „Spazierengehen!“. Dieses Wochenende ist aber eine Ausnahme, da wir Eigentümer alle den Vorgarten und hinten am Haus das Unkraut entfernen müssen. Klar, für gewöhnlich versuche ich meinen Mann schlafen zu lassen. Aber manchmal bin ich auch gemein und schicke Karl ins Schlafzimmer. Ich vergesse immer, ihm das zu sagen „Hallo Ehemann, liest Du eigentlich inzwischen meinen Blog? Falls ja, kannst Du Samstag Karl sein Brei machen und mir mein Frühstück?!“… Aber dieses mal musste er sowieso raus! Um 9 Uhr mussten wir parat stehen und Karl durfte zur Oma. Unter der Woche schläft er in der Kita erst nach dem Mittag, bei uns meist schon gegen 10 Uhr. So bleibt dann Zeit für Haushalt und Kochen, nur eben dieses mal nicht….

 

 

 

Im Laufe des Tages stehen folgende Aufgaben an, die ich alle hasse: Einkaufen, Putzen, Besorgungen machen, Waschen ... Mit Erholung hat so ein Wochenende nichts zu tun, aber zwischen 30 Stunden Arbeiten und Kinderbetreuung schaffe ich einfach nichts davon während der Woche. Und wenn, dann bin ich einfach zu müde und will eigentlich unter der Woche nur noch schlafen….

 

 

 

Meistens vergeht der Samstag auf diese Weise im Fluge.

 

 

 

Der Sonntagmorgen beginnt ebenfalls wie alle anderen Tage der Woche auch. Mal ausschlafen? Nein, ist leider nicht. Bin ich einmal wach, kann ich auch nicht mehr einschlafen – das ist das doofe! Sonst könnte ich sagen, „komm lieber Papa, steh du mal auf!“.  Was macht man an einem Sonntagmorgen um 6:00 Uhr?? In den Garten können wir noch nicht- zu dunkel und zu kalt. Der Bäcker macht erst um 8:00 auf. Also wird wieder etwas im Wohnzimmer gespielt und sobald es nicht mehr so dunkel ist folgt der Spaziergang. Wenn Karl einschläft, schaue ich, dass ich noch in unsere Wohnung gehe oder schon Sachen rüberbringe. Geht halt alles nur, wenn Karl schläft oder man sich aufteilt. Den kleinen möchte ich nicht mit in die Wohnung nehmen, zu viel Staub und Dreck.

 

 

 

So ein Sonntag mit Mann und Kind ist immer herrlich. Er ist allerdings selten geeignet, zur Regeneration von den Strapazen der Woche zwischen Kind und Beruf beizutragen. Aber andererseits freue ich mich jedes Mal, dass wir als Familie Zeit verbringen können. Da es nachmittags so windig und kühl war, ging es wieder ins Paselino.

 

 

 

Und abends sitze ich dann auf der Couch, und denke „Mensch, eigentlich wolltest du doch heute noch das Bad putzen oder den Flur streichen!“ Und ich schaffe es nicht, mich aufzuraffen und noch was zu machen. Im Gegenteil. Mein Weg führt direkt ins Bett, und das, obwohl es erst 20:30 Uhr ist. Ich glaube, mein Ausruh-Defizit wird immer größer und größer.

 

Trotzdem stehe ich am Montagmorgen wieder pünktlich im Büro. Ich frage mich, wie das Wochenende so schnell vorbeigehen konnte und nehme mir vor, am nächsten Wochenende definitiv die Zeit besser zu nutzen.

 

 

 

Ich bin sehr müde, bin aber trotzdem nett anzusehen und immer gut gelaunt zu den Kollegen. Und da erzählt mir die kinderlose Kollegin, wie urlaubsreif sie ist. Ich lächle müde und will sagen: „Wo ist dein Problem? Dann schläfst Du Dich halt nächstes Wochenende mal richtig aus. Gehst am Freitagabend nicht tanzen, sondern einfach nur schön essen, schläfst bis in die Puppen um danach von 12-15 Uhr gemütlich zu brunchen. Anschließend verbringt ihr den Rest des Tages im Liegestuhl auf dem Balkon bei einem guten Buch!“

 

 

 

Wenn ich alle fünf Tage zwei solche Tage hätte, bräuchte ich nie wieder Urlaub. Aber die Kollegin denkt ja, ich hätte es so gut, weil ich mich jeden Nachmittag auf die Couch legen kann. Oder was macht eine Teilzeitbeschäftigte wohl sonst nachmittags?

 

 

 

Wenn die wüsste, wie urlaubsreif man mit Kind, Arbeit und Renovierung sein kann. Aber das erkläre ich ihr jetzt nicht. Dafür bin ich viel zu müde!