Freundschaften.

“Zeig mir deine Freunde und ich sag dir wer du bist”

 

Was ist Freundschaft? Früher, da hatte jeder einen besten Freund oder eine beste Freundin. Das war zu Schulzeiten. Nach dem Abschluss trennten sich dann einige Wege, neue Freunde kamen hinzu, einige alte verblassten, andere hingegen hielten.

„Bekanntschaften“ haben wir viele, sei es im Internet, auf der Arbeit oder im Sportverein. Gute Freunde hingegen sind rar. Umso wichtiger, dass man solche Beziehungen pflegt. Aber was, wenn das dann nur ausgenutzt wird? Den kleinen Finger hebt man hin, und die ganze Hand wird einem weggeschnappt! Und was tut man nicht alles für seine Freunde! Von Ausflugstouren, bis Shopping oder Filmeabende. Was manchmal definitiv zu kurz kommt, etwas Anerkennung und ein einfaches „Dankeschön“.

 

Klar macht man das ja gerne, dass die eine oder andere, die man seit Monaten nicht mehr gesehen hat, für ein paar Tage bei einem schlafen kann. Man macht lecker Frühstück, plant den Tag genauestens durch, damit der oder diejenige so viel wie möglich der Stadt oder Umgebung sehen kann. Man versucht auch, alle Kosten dafür zu übernehmen. Schließlich hat der oder die auch Unkosten gehabt, erst einmal soweit hier her zu kommen. Aber ein Schlag ins Gesicht ist dann, wenn plötzlich eines Abends der oder diejenige nicht bei mir zu Hause sitzt, sondern bei jemand anders? Obwohl der/die nur wegen mir hier ist? Kein Anruf, keine SMS, nix. Schrecklich. Und spät nachts kommt der/die und tut, als sei nix gewesen. Sorry, aber das ist überhaupt nicht okay. Man kann doch kurz Bescheid geben, dass es später wird. Dann wär die ganze Sache schon gegessen, aber nicht so! Manche Denken, man geht bei einer Freundschaft keine Pflichten oder Verbindlichkeiten ein, aber ich meine schon. Es ist ja wie in einer normalen Beziehung, ich tue etwas, aber erwarte auch etwas zurück. Sonst ist die ganze Sache einseitig und bricht zusammen.

 

Ein anderes Thema ist das Vertrauen. Manchmal erzählt man Sachen von Freunden, die einem im Vertrauen gesagt wurden. Manchmal gibt man Geschichten von Freunden weiter, die einen nichts angehen. Machen die Geschichten die Runde, verletzt man die Betreffenden. Es wird Vertrauen missbraucht - aber warum erzählen sich Freunde und Bekannte so gerne solche Sachen? Klar, das Ganze weitererzählen soll man nicht, aber was, wenn es einem auf der Zunge brennt, es vielleicht seiner eigenen Vertrauensperson zu sagen? Oder dem Ehemann? In solchen Situationen frage ich mich halt, darf ich meiner Arbeitskollegin dann überhaupt noch etwas sagen? Oder bin ich dann wie ein offenes Buch, in dem jeder willkürlich lesen kann? Ab wann sollte ich etwas für mich behalten, dass es am Ende nicht gegen mich verwendet werden kann? Oh Gott, zu viele Fragen und es gibt doch sowieso keine gescheite Antwort darauf.

 

Ich denke, dass Freundschaften wie Beziehungen. Da gibt es die ersten Freundschaften, die man noch gar nicht so richtig als solche bezeichnen kann, es gibt die Lebensabschnitts-beste-freundinnen, die je nach Stadt, Lebensphase und Alter gut zu einem passen – nach ein paar Jahren aber genau wegen dieser Eckpfeiler nicht mehr. Freunde von meiner Schulzeit hab ich kaum noch. Ich war viel im Ausland und ich denke, man hat sich einfach auseinander gelebt. Die wenigen „Freunde“, die ich im Ausland habe, sind mir hingegen viel wichtiger geworden. Klar sieht man sich nicht ständig, aber wenn man sich sieht, dann ist da einfach etwas, das einen verbindet. Im Gegenzug gibt es aber auch Bekanntschaften, von denen ich dachte, eine gute Freundin zu sein. Und dann erhält man eine Einladung zur Hochzeit, aber ist nicht teil des „inner-circle´s“ und man darf nur zur Trauung kommen. Sorry, dann lieber gar keine Einladung.

Doch wodurch gehen nun aber so viele Freundschaften in die Brüche? Am Egoismus einer/eines Einzelnen? Manchmal denke ich schon. Denn es herrscht ja auch eine große Neidkultur im Moment. Keiner gönnt einem etwas. Da bekommt man vielleicht eine Gehaltserhöhung, die andre nicht, und schon ist Krieg ausgebrochen. Oder man hat nur Pech, ständig unnötige Kosten, und der andre kann es sich gönnen, viermal im Jahr in den Urlaub zu fahren.

 

Andererseits geht eine Freundschaft durch nichts in die Brüche, denn es gab sie nie. Am Ende merkt man, dass der Freund aus den USA oder Österreich weit weg ist, wenn er mal mit anpacken könnte. Und man greift auf jemanden zurück, den man sonst meidet - den hilfsbereiten Nachbarn vielleicht. Spätestens an dieser Stelle kommt die Erkenntnis, dass man über keine wirklich wahren Freunde verfügt, sondern nur über flüchtige Bekannte, mit denen man einfach nur ein wenig kommuniziert hat.

 

Tja, wie muss es denn jetzt laufen, in einer Freundschaft?

Wenn es beiden wirklich ernst um diese Freundschaft ist. muss man auch mal Opfer bringen oder besser gesagt: kleine Zugeständnisse an den anderen, die zeigen, dass die Freundschaft einem selbst wichtig ist.Aber die Zeit, die man für solch kleine Opfer mit seinen Freunden verbringen kann, verleiht einem dann irgendwie Flügel – und alles hat sich plötzlich gelohnt.