Gibt es den idealen Zeitpunkt für ein Kind?

"Den perfekten Zeitpunkt für ein Baby gibt es nicht." – Diese Weisheit kennen wir ja alle. Wann, wenn nicht jetzt? Das fragen sich viele Frauen, die ein Baby wollen. Doch immer scheint es Gründe zu geben, die dagegen sprechen – egal ob die Frau nun gerade 20, 30 oder 40 ist.

 

 

 

Sicher, der Wunsch nach einem eigenen Baby ist da, gerade wenn man im „richtigen Alter“ ist, einen tollen Partner hat und plötzlich alle um einen herum den großen Schritt wagen oder schon stolze Eltern sind. Da sieht man die beste Freundin mit Babybauch und freut sich während der gesamten Schwangerschaft mit. Es gibt ja auch kein anderes Thema mehr. Und wenn er dann da ist, der zuckersüße Nachwuchs, und einem den Kopf verdreht, verkünden schon die nächsten Freunde oder Verwandten eine Schwangerschaft. Außerdem hört man dann noch von den Freunden und Verwandten immer wieder Sätze wie „Und wann ist es bei euch soweit?“ oder „Wollt ihr etwa keine Kinder?“ oder Sachen wie „Die Susanne von gegenüber kriegt ihr drittes Kind!“ – ja, schön für die Susanne.

 

 

 

Gerade bei jungen Müttern gibt es ja auch das Klischee, dass sie selbst noch halbe Kinder sind und deshalb noch nicht reif für die Rolle als Mutter. Sie stehen erst am Anfang ihres Erwachsenenlebens, haben oft noch keine Ausbildung abgeschlossen, und während ihre Freunde auf Partys gehen, verbringen sie die Nächte mit Stillen und Windeln wechseln. Viele sind total überfordert, sehr junge Frauen sind manchmal fast so hilflos wie das Baby. Die meisten haben sich auch noch nicht ernsthaft in einer Partnerschaft ausprobiert, es sei denn, sie heiraten ihre Sandkastenliebe.

 

 

 

Vielleicht dann doch lieber auf den Verstand hören und erst einmal Fuß fassen im Job, der einem so viel Spaß macht? Vielleicht gilt es auch noch, die eine oder andere Aus- oder Weiterbildung zu Ende zu bringen, „etwas aus sich machen“, wie man so schön sagt, um die Karriereleiter noch ein wenig hinaufzuklettern? Vielleicht möchte man auch die Beziehung noch weiter festigen, sich sicherer werden. Und dann steht da natürlich noch der finanzielle Aspekt im Raum. Ein Baby zu versorgen kostet, ja, es kostet sehr viel Geld.

 

 

 

Fragen über Fragen… Obwohl, den perfekten Zeitpunkt gibt es ja sowieso nicht. Sollte man es einfach wagen? – fragt das Herz. Aber vielleicht gibt es einen besseren als diesen! – antwortet der Verstand.

 

 

 

Sind wir heute vielleicht unreifer als noch vor ein paar Generationen? Die Jugend breitet sich aus, und wir schauen besorgt auf junge Mütter. Früher war es normal, jung Mutter zu sein. Allein schon wegen der geringeren Lebenserwartung. Heute werden Kinder in mancher Hinsicht zwar viel schneller erwachsen und erleben viele Dinge früher, was sie aber nicht automatisch reifer dafür macht, Mutter zu sein. Emotionale und soziale Unreife gekoppelt mit psychischer Verzichtsleistung führt zur Unreife junger Mütter. Außerdem wachsen Kinder heute viel behüteter und mit teilweise übertriebener Fürsorge auf, was ihre Entwicklung verlangsamt.

 

 

 

Andererseits muss man sagen, dass ein Großteil der Frauen immer später schwanger wird. Neben der Partnerschaft müssen vor allem die berufliche Sicherheit und das Geld stimmen. Während 1961 eine Frau im Schnitt mit 25 Jahren zum ersten Mal schwanger wurde, war sie 2006 bei ihrer ersten Schwangerschaft schon 29 Jahre alt. Und: Über 40 Prozent der Akademikerinnen hierzulande bekommen überhaupt keine Kinder.

 

Ein Grund hierfür kann sein, dass wir in Deutschland sehr lange Ausbildungszeiten, die längsten in Europa, haben. Die meisten jungen Menschen kommen erst sehr spät ins Arbeitsleben. Und dort erwartet sie erstmal ein befristetes Arbeitsverhältnis. Und eine Perspektive auf einen dauerhaften, sicheren Arbeitsplatz gibt es heutzutage nur bedingt oder gar nicht mehr. Zudem sind Betreuungsmöglichkeiten für ein Baby berufstätiger Mütter oft so unzureichend, dass sich nicht wenige Frauen vom Staat im Stich gelassen fühlen.

 

 

 

Meiner Meinung nach liegt es aber auch einfach am Geld. Die Lebensunterhaltskosten wie Miete oder andere Dinge steigen ständig, wirklich mehr verdienen tut man nicht, wie soll man sich dann also noch ein Kind oder geschweige denn zwei leisten?

 

Viele Frauen in den 40ern haben einige wichtige Karriereziele abgehakt, und genau dann kommt aber die Erkenntnis: "Meine Karriere ist gut, das reicht mir aber nicht". Man wird älter, und sehnt sich doch nach einer Person, die dann da ist oder einen besuchen kommt. Wenn man im Job nicht weiterkommt, erscheint ein Kind aber auch manchmal als geeignetes Projekt zum Aussteigen.

 

 

 

Welches Alter für die Schwangerschaft ist denn aber jetzt für eine Frau empfehlenswert, die ein Kind möchte? Es zählt vor allem, sich nicht von außen treiben zu lassen, sondern die eigenen Werte, Wünsche und Lebensziele als Gradmesser dafür zu nehmen, ob und wann die Zeit für ein Baby gekommen ist. Ich würde das nicht ausschließlich am Alter festmachen. 23 kann genauso gut sein wie 30. Gut wäre natürlich, wenn Frau ihre Ausbildung abgeschlossen hat und die Fähigkeit besitzt, verzichten zu können. Ebenso, wenn sie sich bereits selbst entdeckt und einen Lebensplan entworfen hat. Wenn es aber passiert, dann passiert es. Und gerade dann sollte man froh über so ein Wunder der Natur sein.