Smartphone.

Ja, es ist ein Segen, weil ich jeden kleinen Moment festhalten kann, aber auch ein Fluch, weil man das Ding ständig in der Hand hat. Da schaut man kurz in Facebook rein, oder postet wieder was auf Instagram, und das Kind wird zur Nebensache.

 

 

"Papa, Papa, guck mal!", ruft das kleine Mädchen auf dem Spielplatz. Der Vater lacht, winkt kurz, telefoniert aber weiter. Mit großen Augen verfolgt der kleine Junge an der roten Fußgängerampel die vorbeisausenden Autos, seine Hand fest in der seiner Mutter. Die junge Frau bemerkt die Mischung aus Angst und Neugier bei ihrem Sohn aber gar nicht, denn sie schreibt per WhatsApp einer Freundin.

 

 

Immer häufiger telefonieren wir auch beim Kinderwagenschieben und tippen und lesen Nachrichten oder surfen beim Spiel mit ihren Kleinen. Richtig oder falsch? Benutzt ihr das Handy, wenn eigentlich das Kind im Mittelpunkt stehen sollte? Ich bin ehrlich, ja. Als Karlito noch ganz klein war, habe ich das Handy meistens während dem Stillen benutzt, und sonst gar nicht. Jetzt, wo er älter ist, nehme ich das Handy doch öfters in die Hand.

 

 

Brauchen wir Smartphone-Regeln für uns Eltern? Oder feste Zeiten, wann wir es benutzen dürfen, so, wie wir es uns vielleicht bei unseren Kindern wünschen? Andererseits wünscht sich keiner erhobenen Zeigefinger. Die  neuen Medien  haben natürlich auch viele Vorteile. Fehlt dem Kleinen was, kann ich sofort im Internet nachsehen, was es sein könnte. Neigt sich der Brei dem Ende, schnappe ich das Handy und bestelle online. Aber warum fällt es uns so schwer, das Smartphone aus der Hand zu legen?

 

 

Als Karl noch kleiner war, konnte er es nicht abhaben, wenn ich telefoniert habe. Also habe ich es gelassen. Ich glaube, uns Eltern ist es vielleicht nicht bewusst, dass wir das Kind indirekt zurückweisen. Vielleicht sollten wir auch im eigenen Interesse das Smartphone mal beiseitelegen, dem Kind in die Augen schauen und mit ihm sprechen.

 

 

Habt ihr Tipps zur Handynutzung? Wenig wird bisher jedoch drüber gesprochen, welche Auswirkungen der eigene Handygebrauch auf die Entwicklung von Kindern haben kann. Es ist verständlich, dass Eltern in chronischer Zeitnot stecken und es praktisch finden, Kontaktpflege und Organisatorisches nebenbei zu erledigen - auch wenn sie mit den Kindern spielen. Wo ist also das Problem? Ein negativer Punkt könnte sein, dass kleine Kinder überhaupt nicht einschätzen können, mit wem die Mama gerade spricht und warum sie dabei lacht, aufgeregt, traurig oder böse ist. Kinder denken, das hat etwas mit ihnen zu tun, oder, sie könnten auch den Eindruck gewinnen: "Das Handy ist wichtiger als ich."

 

 

Wie gesagt, als Karl ganz klein war, war das Handy Nebensache und immer auf lautlos. So konnte er von einem Piepen oder Klingelton nicht gestört werden. Viel Kommunikation läuft von Anfang an über Blickkontakt und geteilte Aufmerksamkeit, wenn wir Eltern also ständig mit unseren Smartphone beschäftigt sind, verpassen wir wichtige Gelegenheiten, das aufzugreifen, was das Kind gerade beobachtet und seine Handlungen im Alltag sprachlich zu begleiten.

 

 

Ist es also mit „Handy am Steuer“ vergleichbar? Im Prinzip ist es eine "Doppelaufgabe", bei der wir einerseits mitbekommen müssen, was unser Kleiner gerade braucht oder vorhat, sich gleichzeitig aber auf den Gesprächspartner am Telefon einstellen müssen. Damit ist die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass wir (im schlimmsten Falle) nicht gleich reagieren, wenn unser Kind vielleicht sogar gefährdet ist. Darüber hinaus sind häufige Doppel- oder Dreifachaufgaben auch die Grundlage von Stress und damit weder gut für die Gesundheit von uns noch für die des Kindes.

 

 

Viele junge Mütter und Väter sind intensiv über das Smartphone mit anderen in Kontakt, aber nicht mit ihrem eigenen Kind. Leider also die Mutter-Kind-Beziehung darunter? Demletzt meinte auch eine Bekannte, ihr wurde in der Kita ans Herz gelegt, alles zu kommentieren, was Sie gerade im Alltag tue, damit das Kind das mitbekommen. Ich dachte im ersten Augenblick nur „Ne", aber wäre es vielleicht besser für die Beziehungsqualität?

 

 

Die Nutzung elektronischer Medien werde zudem immer in der Familie gelernt. Die Kinder saugen mit der Muttermilch auf, wie wir mit Medien umgehen. Und leider merke ich das jetzt auch. Karl durfte nie TV gucken, letzte Woche war er krank, ich auch, also habe ich ihn öfters etwas schauen lassen. Oder mein Mann, er zeigt ihm öfters etwas auf dem ipad. Karl weiß nun ganz genau, wo die Knipser für den TV liegen oder wo mein Mann das ipad versteckt…

 

 

Sollte es mehr Kampagnen da draußen geben, um uns der Situation bewusst zu werden oder um mehr auf das Thema aufmerksam zu machen? Fraglich ist nur, ob wir, die dadurch aufgerüttelt werden sollen, auch die Hände längerfristig vom Smartphone lassen können.