Nachbarn.

Ausnahmsweise beginne ich meinen Blogeintrag mit einem klassischen Zitat:

 

Es kann der Frömmste nicht in Frieden leben, wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt.

 

    (Friedrich Schiller)

 

 

Streit unter Nachbarn gab es immer schon. Neu ist lediglich die enorme Zunahme der Streitereien, die Schärfe der "Argumentation" und der schnelle Gang zum Gericht. Über eine halbe Million (!) Gerichtsverfahren zerstrittener Nachbarn finden pro Jahr in Deutschland statt. Man könnte fast von einer neuen Qualität der "Streitkultur" sprechen, wenn es denn Kultur wäre.

 

Gestritten wird über jeden Dreck. Im wahrsten Sinn des Wortes. Ob Hühnerdreck, Katzendreck oder verschmutzte Hausgänge, der Richter wird's schon richten.

 

Ich wohne seit Dezember in einem Mehrparteienhaus in einem kleinen Örtchen, in dem ich aber schon mein ganzes Leben lang lebe. Man kennt sich, man respektiert sich. Sollte man zumindet meinen. Meine Wohnung im Untergeschoss hat den Scharm, direkten Zugang zum Garten und somit alleiniges Nutzungsrecht zu haben.

 

Ich hab bisher noch nie Probleme gehabt – egal, ob in einem riesen Hochhaus mit 50 anderen Parteien, kleines Mehrfamilienhaus oder sonstiges. Man grüßt sich, geht seinen Weg und mehr interessiert mich doch vom Nachbarn auch nicht. Ich hab gewiss genügend eigene Probleme, die mich tagtäglich beschäftigen.

 

Aber nein.

 

Mit 3 Hausparteien gibt es keine Probleme – nur mit einer. Wenn ich die Story jemanden erzähle, meinen die Meisten gleich „Ach das sind bestimmt Rentner, die haben nix zu tun!“. Aber halt mal, nicht in meinem Fall. Die Person ist sogar jünger als ich!

 

Der neue Zaun darf nicht dran, das Kind darf vor 9 Uhr nicht spielen und wegen der Neugestaltung des Gartens rennt man gleich zum Rathaus, Anwalt und Landratsamt. Seriously?

 

Dieser Nachbarschaftsstreit hat mich schon so viel Kraft und Nerven gekostet. Also ich kann wirklich nicht mehr. Und ich verstehe auch so ein Verhalten ganz und gar nicht.

 

Wie wäre es mit einem praktikablem Kompromiss, ein gemeinsames Essen, eine freundliche Unterhaltung in dem Bewusstsein, dass sich jede Seite Jahre der Verbitterung, des Hasses, der schlaflosen Nächte, der Gerichts- und Anwaltstermine, Gutachterkosten usw. sparen könnte? Das gebietet die Vernunft, aber die Realität sieht leider anders aus.

 

Aber, da der Nachbar angefangen hat, warum soll man auf sein gutes Recht verzichten? Und wenn das ganze mal wenigstens ein Ende hätte, aber nein – es geht immer noch weiter. Was ist schon schlaflose Nächte deswegen hatte…! Der Mann meiner Cousine meinte „du bist halt zu gut.“ Ja, tut mir leid. Das nächste Mal werde ich wirklich keine Informationen monatelang vorher verteilen, damit alle im Haus und Nachbarhaus über mein Vorhaben informiert sind. Das nächste Mal mache ich es wie mein Vorgänger – einfach tun, ohne was zu sagen. Bis der andere reagiert, ist schon alles erledigt. Aber ist das dann so viel beser? Was ist der richtige Weg?

 

Oder doch lieber gleich zum Anwalt wegen Mobbing, Verleugnung und co? Ob alle Rechtsanwälte und Gerichte wirklich daran interessiert sind, diese Streitereien schnell und preisgünstig zu beenden ist auch so eine Frage, die man sich angesichts der durch die verschiedenen Instanzen rollenden Prozesslawine stellen muss. Wer die Aktenberge sieht, die sich in Sachen "Nachbar gegen Nachbar" so ansammeln, fragt sich unwillkürlich: was ist los mit den Leuten? Kann so ein Streit nicht mit Vernunft und vielleicht sogar einer Spur Humor beigelegt werden?

 

Ich würde mir wünschen, die eine Partei lässt uns einfach in Ruhe. In Ruhe mein Kind im Garten spielen lassen. In Ruhe uns unsere Sachen machen lassen, ohne uns zu beobachten und dann zu sagen „Ich hab gesehen, wie sie ….!“. Keine bösen und ewiglangen Emails oder Besuche nach 21:00 Uhr. Ja, denn ich will einfach nur meinen Frieden. Denn ich habe ein Leben, welches mich mehr als genug fordert. Und vielleicht sollte sich diese Person einfach mal ein Hobby aussuchen, anstatt die Nachbarn zu terrorisieren.

 

Und in Zukunft werde ich auch nicht gleich antworten. Denn meistens ist man dann direkt viel zu emotional. Denkt bitte nicht nur über jeden Schritt nach, sondern schlaft am besten eine Nacht darüber. Nicht eine Nacht! Mindestens eine Woche! Denn so kann man auch gewisse Dinge vermeiden.