Was ist das?

Ich bin so stolz, wie schön Karl schon reden kann. Und sprachlich hat er in den letzten 2-3 Monaten nochmal richtig einen Sprung gemacht! 6 Wörter hintereinander, grammatikalisch richtig – und das mit gerade mal 26 Monaten!

 

Und nun fängt er auch an, so ziemlich alles zu hinterfragen. „Mama, was machst du da?“, „Mama, was ist das?“ – egal, in welcher Situation. Total süß.

 

Und mal ganz ehrlich: Die Welt, in der wir leben, ist äußerst komplex und sie vollkommen begreifen zu wollen, ist sogar für den Schlauesten unmöglich. Was aber, wenn unsere Kids uns über Gott und die Welt löchern und alles über die großen Fragen des Lebens wissen wollen oder einfach nur eine "simple" Erklärung einfordern, warum denn der Mond nicht immer rund ist? Also jetzt hält es sich noch in Grenzen, aber wie antworte ich richtig, wenn es mal richtig kompliziert wird?

 

Solange Kinder noch klein sind und noch nicht richtig sprechen können, erkunden sie alles, was um sie herum passiert, mit ihren Händen, den Augen, der Nase oder den Ohren. Mit allen Sinnen saugen sie Erlebtes in sich auf und lernen so ständig dazu. Erst im Alter von etwa zwei Jahren, wenn die Kinder das Sprechen jeden Tag ein wenig mehr für sich entdecken, beginnt das große Fragen, um nun per Kommunikation den "Geheimnissen des Lebens" auf die Spur zu kommen. Dann startet zunächst die "Wer-Was-Wo-Phase", bei der wir beim Antworten noch leichtes Spiel haben, weil es ja dabei vorwiegend darum geht, Lebewesen, Dinge oder Orte zu benennen.

 

Aber spätestens im Kindergartenalter wird der Wissendurst dann umfangreicher und vielschichtiger, denn die Kinder interessieren sich dann zunehmend für Ursachen und Sinn von Zusammenhängen. Sie hinterfragen von nun an so ziemlich alles, häufig sogar in endlosen Frage-Antwort-Spielen, wo vor allem das "Warum" im Mittelpunkt steht und Fragen wie "warum gehst zu jetzt einkaufen?", "warum muss ich bald schlafen?" oder "warum muss ich Zähne putzen?" gestellt werden. Obwohl diese Dauer-Fragerei von vielen als anstrengend empfunden wird, ist sie wichtig, denn sie dient nicht nur dazu die kindliche Neugier zu befriedigen. Wenn Kinder intensiv Fragen stellen, ist es auch immer eine Gesprächsaufforderung, der Wunsch nach Kommunikation. Das ist dann nicht nur ein vergnügliches Spiel, sondern auch die Suche nach Kontakt und Aufmerksamkeit.

 

Mein Patenkind ist nun 3,5 Jahre – und für sein Alter ist er ziemlich weit. Da er schon lesen kann, hinterfragt er nun auch zum Teil Schilder oder einfach Dinge, die er im Alltag sieht und liest.

 

Was aber, wenn man nur mal aus Scherz etwas antwortet? Oder sollte man lieber jede Frage ernst nehmen? Ich tendiere leider dazu, öfters mal aus Spaß etwas zu antworten. Wenn mich Karl manchmal fragt, „Mama was machst du da?“ sage ich öfters „Nur Blödsinn“  - und wir lachen dann. Andererseits gab es aber auch einen Moment, als wir bei den Nachbarn zum Geburtstag eingeladen waren. Ich saß auf dem Boden im Wohnzimmer, um immer einen Blick auf Karl zu haben. Der Nachbarsjunge (5 ½ Jahre) kam rein, meinte dann in seiner lustigen Art „Hey was machen Sie denn da?“ – und ich halt „Na dumm rum sitzen!“. Ganz schockiert ging er zu seiner Mama und sagte dann „Die Melanie hat gesagt, sie tut hier dumm rumsitzen!“. Ja, ich hab es mit viel Humor gesagt, aber angekommen ist es wohl doch etwas ernster. Ich glaube, man muss bei Kindern manchmal zweimal überlegen, was man antwortet.

 

Jede gegebene Antwort vermittelt den Kindern auch ein Stück Sicherheit. Es ist wichtig, immer zu reagieren, die Kinder nicht abwimmeln oder genervt reagieren. Auch abblockende Kommentare wie "dafür bist du noch viel zu klein", "das verstehst du sowieso nicht" oder "frag doch nicht immer so viel" sind fehl am Platz. Kinder müssen immer ernst genommen werden, sie versuchen ja nur die Welt zu ergründen. Insofern sind alle ihre Fragen berechtigt und dann sollten auch ernst zu nehmende Antworten, die altersgerecht verpackt werden, folgen. Sonst ist es für die Kinder frustrierend. Und mal ganz im Ernst, wenn wir jemanden etwas fragen, wollen wir auch eine gescheite Antwort bekommen. Bei uns gibt es auch blöde Fragen.

 

Andererseits – mal ehrlich - angemessen zu antworten ist jedoch einfacher gesagt als getan. Wie können wir komplexe Zusammenhänge herunter brechen und in möglichst einfache Worte fassen...? Die Befürchtung nicht korrekt genug zu erklären, ist dann manchmal sehr groß. Bei der Frage etwa‚ warum denn Herbstlaub bunt wird, braucht man nicht den Versuch starten, biochemische Prozesse möglichst simpel zu erläutern. Kindern reicht es oftmals, wenn wir als Eltern einfach sagen, dass Blätter sich verfärben, weil sich die Pflanzen so auf ihren 'Winterschlaf' vorbereiten und nun das Sommergrün nicht mehr brauchen. Solche Aussagen sind ausbaufähig und eine gute Grundlage für später, wenn die Kinder älter und reifer sind.

 

Ein absolutes Tabu sei es jedoch, Kinder mit "magischen" Antworten abzuspeisen, denn sie führten in die Irre. Deshalb dürfe zum Beispiel nie auf die Frage "warum scheint heute die Sonne?" die Antwort lauten "weil du deinen Teller brav leer gegessen hast."

 

Eine gute Methode, Antworten kindgerecht zu verpacken, ist Metaphern oder Vergleiche zu verwenden. Denn durch bildhafte Sprache, mit Beispielen, die in der kindlichen Erfahrungswelt vorkommen, kann man kleine neugierige Frager am leichtesten erreichen und ihnen anschaulich ein Grundverständnis für gewisse Dinge vermitteln. Dabei gilt aber, Antworten kurzfassen und sich nicht in lange Erklärungen verlieren.

 

So, alles schön und gut, ABER! Wir Eltern müssen nicht alles wissen! Ist so! Wir sind eben keine wandelnden Lexika. Diese Lektion zu verinnerlichen, ist ebenfalls wichtig für Kinder, die viel fragen. Gerade bei meinem Neffen. Wäre es mein Sohn – ich glaube ich wäre in vielen Situationen schon verloren gewesen. Es ist keine Schande auch mal etwas nicht zu wissen und es dann auch offen zuzugeben. Wenn es mal bei uns der Fall ist, dass Karl mich etwas fragen wird, worauf ich echt keine Antwort weiß – dann heißt es zusammenzusetzen und in aller Ruhe in Büchern zu schmökern oder im Internet auf speziellen Kinderseiten nach einer Antwort zu schauen. Das hilft oftmals dabei, dass Kinder selbst aktiv Antworten finden und sie formulieren, und nicht warten bis Mama oder Papa sie ihnen mundgerecht servieren.

 

Und jetzt kommt der Härtefall. Was aber, wenn wir wirklich völlig ratlos sind, weil wir mit philosophischen Fragen konfrontiert werden: "Warum leben wir?" oder "wo war ich, bevor ich geboren wurde?". Wenn die Kinder schon etwas älter wäre es ein guter Anlass, einfach ein bisschen miteinander zu philosophieren. Bei der gemeinsamen Spurensuche müssen aber keine endgültigen Antworten gefunden werden. Allerdings sollten wir auch deutlich machen, dass solche unlösbaren Rätsel, nichts Schlimmes sind und sich niemand darüber Sorgen machen muss. Es gibt eben auf dieser Welt vieles, was nicht erklärbar ist und wofür keine absolut gültigen Antworten existierten.

 

Genug von Wer, wie, was – wieso weshalb warum! Denn, wer nicht fragt bleibt dumm! (Song kennt ihr sicher noch :-)  )

 

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Kommentare: 7
  • #1

    Ina Apple (Dienstag, 28 August 2018 12:12)

    Na super, jetzt habe ich einen Ohrwurm von dem Song. ;) Aber ist ja nicht der schlechteste, deshalb eher danke! Meine Kleine fängt gerade mit ihren ersten "Wörtern" an und das ist schon soooo niedlich. Ich freue mich schon sehr, wenn sie sogar mal einen richtigen Satz hervorbringt!
    LG Ina von https://www.applethree.de

  • #2

    Lisa (Dienstag, 28 August 2018 14:19)

    wow so viel redet der Kleine schon! Da kannst du echt stolz sein.
    haha. Habe wie Ina jetzt auch einen Ohrwurm und fuehle micht total an meine Kindheit erinnert.
    lG
    Lisa

  • #3

    Liebe was ist (Dienstag, 28 August 2018 15:15)

    hihi, ich finde es immer wieder spannend, wenn die Kleinen anfangen die ersten Worte zu brabbeln ;) so süß!

    eine coole Idee, das hier auf deinem Blog auch als Erinnerung festzuhalten!

    liebste Grüße auch,
    ❤ Tina von <a href="https://liebewasist.com">liebewasist.com</a>
    Liebe was ist <a href=" https://www.instagram.com/liebewasist/">auf Instagram</a>

  • #4

    Who is Mocca? (Dienstag, 28 August 2018 20:11)

    Wirklich interessant die Entwicklung so mitzuverfolgen. Und bestimmt auch ein guter Anhaltspunkt für viele Jung-Mamas.

    Liebe Grüße,
    Verena von <a href="https://whoismocca.com">whoismocca.com</a> und <a href="https://www.thepawsometyroleans.com">thepawsometyroleans.com</a>

  • #5

    Marie-Theres Schindler (Dienstag, 28 August 2018 22:09)

    Meine Kinder sind schon älter - da kommen eher Fragen zu den Hausaufgaben. :P
    Liebe Grüße
    Marie

  • #6

    Tama (Dienstag, 28 August 2018 22:37)

    So ein toller Beitrag. Ich denke die gesunde mischung zwischen "Fragen ernst nehmen" und auch "Humor" verpacken. Ich würd keine Spaßbremse bzw. humorlosen Kinder wollen, daher würd ich immer versuchen das irgendwie zu verpacken.
    Am Wichtigsten ist aber wirklich, dass man erkennt dass es eigentlich um Kontakt geht und sollte die Kinder daher möglichst nicht irgendwie abfertigen - dass ich glaube ich heutzutage ein großen Problem.
    Liebe Grüße,
    Tama <3

  • #7

    Lena Schneider (Samstag, 01 September 2018 16:18)

    Cool. Meine Nichte hat mit 2 fließend gesprochen. Aber Mädchen sind da wohl oft weiter:)
    Hauptsache er kann sich nach seinem Tempo entwickeln.
    Lg Lena