Ciao Chef!

 

Gerade geht ja wieder voll die Schwangerschaftswelle rum! Zwei Geschäftskolleginnen werden im August Mama, und ganze 4 Kollegen werden zwischen August und Oktober Papas! Wahnsinn!

 

 

Könnt ihr euch noch daran erinnern?! Der farbige Streifen auf dem Schwangerschaftstest! Überraschung, Schock, Begeisterung, Freude? Auf jeden Fall ein Wirbelwind an Emotionen, welcher zu Beginn einer Schwangerschaft wohl fast jeder werdenden Mama durch den Kopf schießt. Wobei es bei mir nicht mal mehr am Anfang, sondern schon eher gegen Ende der Schwangerschaft war.

 

 

Emotionen find ich toll – Schuldgefühle nicht! Was Schuldgefühle mit der Schwangerschaft zu tun haben? Erzähl ich euch! Vor einigen Tagen verkündete eine Bekannte, dass sie im nächsten Frühjahr ihr erstes Baby erwarten würde. Ich war natürlich total aus dem Häuschen und freute mich sehr für sie! Nach den wichtigsten Infos zu Schwangerschaftswoche, absolvierten Untersuchungen und ein paar Namensspielereien fragte ich sie dann, ob sie die frohe Kunde schon ihrem Chef übermittelt hätte.

 

 

„Oh ja“, antwortete sie, aber das sei gar nicht so leicht gewesen. Schließlich tue es ihr furchtbar leid, dass sie ihn demnächst im Stich lassen müsse. Der Betrieb sei personell ohnehin etwas schmal aufgestellt und somit habe sie schon ein schlechtes Gewissen, wenn es dann Richtung Mutterschutz und Elternzeit ginge.

 

 

Ich konnte sie verstehen, und zwar voll und ganz! Ich fühlte mich plötzlich zurückversetzt um ein paar Jahre, als ich in der gleichen Situation gewesen war. Mein Chef wusste lange, dass wir den Kinderwunsch hatten bzw. adoptieren wollten. Und gerade bei der Auslandsadoption hätte es ja von heut auf morgen sein können, dass die ein Kind für uns finden. Aber dann ist ja plötzlich das Unmögliche passiert… Schwanger, total happy…und mit flauem Gefühl im Magen, denn wie sollte ich DAS meinem Arbeitgeber vermitteln? Wäre ich noch am Anfang, also in der 8. oder 10. Woche gewesen, wäre die Situation vielleiht gar nicht so schlimm gewesen…Naja. Hat ja im Endeffekt alles geklappt.

 

 

Wird das Bekanntgeben bei einer weiteren Schwangerschaft gegenüber dem Vorgesetzten jemals leichter? Denn eigentlich kommt doch dann wieder das ungute Gefühl. Kolegen müssen die Arbeiten übernehmen, man hofft, dass man bis zum allerletzten Tag einsatzbereit ist und ja keine Mehrarbeit verursacht. Und dann noch die offenen Fragen mit der Länge der Elternzeit etc.

 

 

Aber muss das wirklich so sein? Diese Schuldgefühle? Ich möchte an dieser Stelle gerne mal eine Vermutung anstellen: Ich vermute, dass es mehr von euch Mamas so ging, wie mir und meiner Freundin. Und dass diejenigen unter euch, die ihre Freude über die Schwangerschaft unmittelbar ihrem Vorgesetzten vermittelt haben in der Minderheit sind. Stimmt‘s?

 

 

Aber warum ist das so? Ohne Kinder könnte unsere Welt nicht fortbestehen. Und den richtigen Zeitpunkt für eine Schwangerschaft – mal ehrlich, gibt es den überhaupt? Irgendetwas hat man doch immer vor, man freut sich auf einen Urlaub, einen Jobwechsel, der Umzug steht an oder hundert andere Dinge sind für die kommenden 9 Monate geplant. Aber, kurzum: Das Leben passiert!

 

 

Also weg mit dem Gedanken Sorry, Chef, ich weiß das Timing ist schlecht. Es wird nie ein besseres geben. Wenn man alle Wünsche immer aufschiebt, dann bleibt für sie vielleicht irgendwann keine Zeit mehr. Aus Solidarität mit dem Arbeitgeber den Kinderwunsch aufschieben? Kann ich keinem empfehlen. Auch jetzt, ich sage immer jedem – auf was wartet ihr? Wisst ihr, ob es dann überhaut gleich klappt? Ja, schön, du bist jetzt 28 und möchtest erst mal Karriere machen? Und mit 35 Kinder? Und wenn es dann 5 Jahre nicht klappt und du dann 40 bist? Dann bist du wahrscheinlich so steil die Karriereleiter hochgestiegen, dass du das dann auch nicht mehr auf’s Spiel setzten möchtest. Aber ist es das wert?! Nein! Denn es gibt nichts Schöneres als Kinder! Punkt!

 

 

Und seien wir mal ehrlich: Ja, die Kollegen werden wegen der Schwangerschaft teilweise eure Aufgaben übernehmen müssen. Vielleicht fällt da ein Arztbesuch in die Arbeitszeit, morgendliche Übelkeit verhindert das Aufstehen, ein plötzliches Beschäftigungsverbot beendet spontan euer Arbeitsverhältnis. Aber habt ihr eine Glaskugel? Nein. Wer kann das schon vorhersehen?


Natürlich ist das nicht schön für die Kollegen. Niemand arbeitet gerne länger oder übernimmt zusätzliche Aufgaben, weil eine andere Arbeitskraft fehlt. Andererseits: Ihr habt doch sicherlich auch schon mehr gearbeitet, als euer Kollege krank war. Auch mal länger als drei Tage. Oder vielleicht ist vor einiger Zeit eure Kollegin wegen Schwangerschaft „ausgefallen“ und ihr habt erlebt, wie der Betrieb sich mit der veränderten Situation arrangiert hat. Nun seid ihr es, die ein bisschen Aufregung verursacht. Aber ihr habt dafür den besten Grund der Welt!

 

Und leider, so hart es klingt: Jeder ist ersetzbar. So wie eine Schublade in einem Schrank. Ist eie kaputt, na dann kaufst dir halt eine neue und schiebst die da rein. Wird schon passen. Das sollte man sich immer mal wieder bewusstmachen: DU BIST ERSETZBAR. Und manchmal geht das schneller, als einem lieb ist. Vielleicht ist das nicht ganz einfach für den Chef, und eure Kollegen müssen einige Zeit daran knabbern. Aber letztlich wird sich die Situation lösen. Deshalb ein schlechtes Gewissen haben? Bitte nicht.

 

 

Obwohl ich damals aufgrund der fortgeschrittenen Schwangerschaft Schuldgefühle hatte, habe ich nur positive Rückmeldungen auf meine Schwangerschaft bekommen. Sowohl Abteilungsleiter, als auch meine Kollegen hatten sich aufrichtig für mich gefreut und mir glaubhaft versichert, dass ich mir ihretwegen keine Gedanken machen solle. Ein komisches Gefühl für mich war es trotzdem. Vor allem, als ich meinen letzten Tag hatte und so reich von den Kollegen beschenkt wurde. Da wurde mir erst richtig bewusst „Hey, jetzt bist du erst mal weg!“. Und keine 2 Wochen Urlaub, nach denen man wiederkommt. Nein, 1 Jahr, oder wer weiß, vielleicht auch länger. Ich hab geheult wie ein kleiner Schoßhund..

 

 

Meiner Freundin ging es übrigens auch so. Ihr Chef beglückwünschte sie und versicherte ihr, dass temporärer Ersatz für sie gefunden werden würde. „Sie kommen doch sicher nach einem Jahr Elternzeit zurück, nicht wahr?“ Ups, tja, da hatte sie im ersten Trimester ihrer Schwangerschaft doch tatsächlich noch keine druckreife Antwort drauf.

 

Aber die Frage, wie lange Elternzeit gut oder falsch, zu lang oder zu kurz, zu dies oder zu das ist – das ist vielleicht neuer Stoff für einen ganz anderen Beitrag J

 

 

Hattet ihr auch Schuldgefühle? Oder eher nicht? Interessieren würde mich auch, wie eure Vorgesetzten reagiert haben. Bin gespannt auf eure Kommentare!

 

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Kommentare: 5
  • #1

    Julia (Montag, 08 Juli 2019 10:01)

    Ich denke, dass es vielen Frauen so geht...sollte es aber nicht. Ein Kind sollte Grund zur Freude sein, auch bei den Kollegen. Ich hatte keine Schuldgefühle, ich denke der Arbeitgeber muss einfach jederzeit damit rechnen.

  • #2

    Dr. Annette Pitzer (Montag, 08 Juli 2019 11:15)

    Ich bin in diesem Spiel die Chefin. In meiner Praxis fällt eine schwangere Angestellte ab dem Moment aus indem sie die Schwangerschaft anzeigt, da sie dann nicht mehr mit Blut etc. in Kontakt kommen darf. Selbstverständlich freue ich mich für die werdende Mama, aber ich stehe ohne Ersatz da und der ist schwer zu bekommen. Das kann eine kleine Praxis ganz schön in Bredouille bringen. Dennoch sollte niemand darauf Rücksicht nehmen und seinen Kinderwunsch verschieben.

    Alles Liebe
    Annette
    https://annette-pitzer.de/

  • #3

    Mo (Montag, 08 Juli 2019 11:29)

    Ganz ehrlich? Ich hatte keinerlei Schuldgefühle. Im Gegenteil. Ich war froh, als ich das Unternehmen verlassen konnte. Meinem damaligen Chef war es egal, ob die Mitarbeiterin schwanger war oder nicht. Einzige Ausnahme. Seine Frau. Die brauchte nur noch körperlich anwesend sein. Tja.
    Aber ich kann gut verstehen, dass die Frauen, die ihren Job lieben schon Schuldgefühle haben.

    Liebe Grüße,
    Mo

  • #4

    Steffi (Montag, 08 Juli 2019 19:29)

    Huhu,

    ich arbeite in einer Zahnarztpraxis und wenn bei uns einer schwanger wird, dann darf er sofort nicht mehr arbeiten, wg Risiko sich mit etwas anzustecken. Ich freue mich aber immer sehr für meine Kolleginnen :-)

    Lg
    Steffi

  • #5

    Lisa (Montag, 08 Juli 2019 19:48)

    Da sollte man sich echt nicht schuldig fühlen müssen, auch wenn das - besonders in kleineren Betrieben- nicht immer leicht fällt.
    LG