Essen.

 

Mein Sohn war in den ersten Jahren seines Lebens der vorbildlichste Esser. Er hat alles, wirklich alles und das immer reichlich gegessen. Ich habe schon früh mit Beikost angefangen, da es der Kinderarzt mit 4,5 Monaten bei Karl uns empfohlen hatte. Egal ob Spinat, Pastinake, Banane, Birne, … alles ging! Okay, fast alles. Kartoffel war nicht seins, aber ansonsten hatten wir echt nie ein Thema. Auch, als er dann mit 1 Jahr in die Kita kam und es dort täglich ein anderes Mittagessen hab – alles lief super!

 

 

Ungefähr um seinen zweiten Geburtstag herum wurde der Sohnemann dann wählerischer. Alle paar Wochen gab es jetzt ein neues Leibgericht, das dann am liebsten täglich serviert werden sollte. Mal waren das Nudeln mit Butter, mal Pfannkuchen, mal Schokopudding. Immerhin war noch echt viel Abwechslung drin, wenn er auch schon stark zu Süßem tendierte, aber das machen ja alle Kinder. Außerdem hatte er Tage, an denen er fast nichts aß, und dann wieder Tage, an denen er drei Portionen verdrückte. Wir ließen ihn machen, waren aber natürlich auch ein bisschen enttäuscht, wir waren schließlich immer so stolz auf unseren guten Esser gewesen! Und was für mich noch viel deprimierender war, dass ich teilweise 3 bis 4 Gerichte zubereiten musste und er dann am Schluss nichts von dem essen wollte…

 

 

Tja, und ich habe das Gefühl, umso älter er wird, umso wählerischer wird er auch. Im Kindergarten esst er nach wie vor so gut wie alles. Vielleicht auch, weil er sieht, dass die anderen Kinder das Gleiche essen. Aber zu Hause? Puhh… schwierig, sehr schwierig. Da wünscht er sich Nudeln – Mama kocht Nudeln – nichts. Dann will er lieber Pfannkuchen – also macht Mama ein paar Pfannkuchen – ein Biss, und weg damit. Okay, dann vielleicht doch lieber eine rote Wurst? Auch nichts. Dann gibt’s halt eben nur ein Laugenweckle mit Butter…. Hauptsache der Sohnemann isst irgendetwas!

 

 

Auch das “am Tisch sitzen bleiben” war eine Zeit lang nicht wirklich sein Favorit. Anstrengend… Früher gab es mal die Regel “probieren, bevor man sagt, dass man etwas nicht mag”, aber weil wir unser Kind ja nicht zum Essen zwingen wollten, haben wir auch das nach der ersten Verweigerung sein gelassen. Die Folge? Großer Frust bei den Eltern, vor allem bei dem Elternteil, der gekocht hatte (ICH!). Jeden Abend Diskussion – und dann Resignation.

 

 

Ist es meine Schuld? Weil wir beide, also mein Mann und ich, nicht gerade die super Esser oder Gourmet-Köche sind? Oder ist es einfach so bei Kindern?

 

 

Ich habe oft festgestellt, dass ich meinem Sohn entspannter gegenübertreten kann, wenn ich sein Verhalten VERSTEHE. Ich muss es dann immer noch nicht gutheißen oder einfach so hinnehmen, aber wenn ich verstehe, worum es geht, dann ist ganz oft der Druck draußen und alles geht leichter. Ich las also ein bisschen und überall stand das Gleiche: Es ist ganz normal, dass Kinder ab einem gewissen Alter picky werden. Sie essen nur Dinge, die sie gut kennen. Evolutionsbiologisch könnte das sogar damit zu tun haben, dass Kinder früher in diesem Alter alleine losgezogen sind – das wählerische Verhalten hielt sie davon ab, giftige Beeren oder ähnliches zu essen. Außerdem sind einige Menschen einfach mit sensibleren Geschmacksnerven ausgestattet als andere. Manche sagen auch, Kinder hätten einfach generell feinere Geschmäcker – Bitteres liegt ihnen deshalb zum Beispiel überhaupt nicht. Könnte das dann vielleicht der Grund sein?

 

 

Die Ratschläge waren auch immer die gleichen: kein Druck, nicht über gesunde Ernährung fachsimpeln, anbieten, anbieten, anbieten. Genau das machten wir. Einmal dachte ich: Dann ist das eben das Jahr, in dem das Karl jeden Abend ein Weckle mit Butter isst. Und ich schmunzelte innerhlich. Jetzt ist es wirklich fast ein Jahr, die Brötchen kommen immer noch gut an. Lache ich noch? Ja. Denn ich habe auch gelesen, dass Kinder nicht krank werden, selbst wenn sie über Jahre nur Nudeln mit Butter essen. In unserem Kindergarten ist es auch so, dass man täglich zwischen vegetarischer oder „normaler“ Kost wählen kann, was zur Folge hat, dass die Kids Gemüse als ganz normal empfinden und weniger wählerisch sein können. Unser Kind isst also zumindest ein Mal am Tag etwas einigermaßen Gesundes. Morgens frühstückt mein Mann nicht, Karl daher auch nicht. Wenn er von der Kita kommt, isst er dann meistens mit mir einen Apfel oder ein anderes Obst. Am Wochenende frühstücken wir zusammen, da er sieht, dass ich auch etwas esse.   

 

 

Vorbei ist sie leider noch nicht, diese komische schwierige Essphase. ABER: “Ab dem 5. bis 7. Lebensjahr fangen alle Kinder an, ihr Essens-Repertoire zu erweitern. Ohne Druck und Zwang.” Also noch 2 Jahre tief durchatmen, richtig? *lach*

 

Ein bisschen Zeit haben wir also noch! Und es ist ja alles gut: Der Sohnemann ist schlank, aber nicht dürr, er ist gesund und robust, wird nicht mehr so oft krank wie früher und ist sportlich. Das “Bitte ein Mal Probieren” führt jetzt auch öfter zu einem “Okay, es schmeckt mir”, als zu völliger Verweigerung. Auch kleine Krebse werden eben mit dem Alter vernünftiger und gehen vielleicht doch einen Schritt mehr nach Vorne als zurück...

 

 

Ist ja alles eine Phase. Wird schon wieder vorbeigehen!

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Bettina Hain (Mittwoch, 31 Juli 2019 12:40)

    Dass kleine Kinder Phasen haben, in denen sie sich sehr auf wenige Lieblingsspeisen konzentrieren, ist nicht unüblich. Versuchen Sei doch einmal, diese Speisen ein wenig zu variieren und daraus andere Speisepläne zu entwickeln.