Kind,Job,Studium.

 

Ein kleines Zimmer im Wohnheim, überfüllte Hörsäle und Schlangen in der Mensa - ich hatte auf all diese Dinge, die ein Studentenleben ausmachen, keine Lust. Nach dem Realschulabschluss wollte ich sofort ins Berufsleben starten. Zum einen, um Geld für den Führerschein zu haben, zum anderen, weil ich damals einfach keine Lust auf Abitur und Studium hatte…

 

Und heute bereue ich, dass ich damals in jungen Jahren nicht doch studiert habe. ABER: da es niemals zu spät dafür ist, habe ich mich entschlossen, ab September die Schulbank wieder zu drücken!

 

Laut aktuellen Erhebungen des Deutschen Studentenwerks sind etwa 5 Prozent aller Studierenden in Deutschland Eltern mit mindestens einem Kind. Die Hälfte davon ist verheiratet, ein gutes Drittel in einer festen Partnerschaft, 13 Prozent sind alleinerziehend.

 

Bei der Frage, ob ein Studium mit Kind richtig sei, scheiden sich noch immer die Geister. Das traditionelle Lager meint, zuerst müsse das abgeschlossene Studium her, danach der Job – am besten eine Festanstellung –, bevor an Nachwuchs zu denken sei. Die anderen finden, Argumente wie die größere Flexibilität und die Vorteile im späteren Berufsleben sprächen für eine Kombination aus Kind und Campus. Nicht zuletzt spielt für viele Frauen auch die biologische Uhr eine Rolle: Im Durchschnitt sind Eltern im Studium 31 Jahre alt und damit gut sieben Jahre älter als ihre kinderlosen Kommilitonen.

 

Kinderlose Kommilitonen steigen durch kürzere Studienzeiten zwar oft schneller in den Beruf ein – Studierende mit Kind können dafür im Bewerbungsgespräch mit anderen Argumenten punkten: Wer schon ein oder mehrere Kinder hat, fällt mit geringerer Wahrscheinlichkeit in nächster Zeit länger aus. Die Kinder sind beim Einstieg ins Berufsleben außerdem schon älter und deshalb oft weniger krank, was Fehlzeiten deutlich minimieren kann.

 

Wer mit Kind studiert, kann sich vieles aneignen: Ausdauer, Organisation, Selbständigkeit. Aber für die Hochschulen sind berufstätige Studenten eine begehrte Kundschaft. Doch neben dem Job noch einen Bachelor oder Master zu machen, ist harte Arbeit. Es ist dann nicht nur eine Doppel- sondern gleich Dreifachbelastung. Deshalb ist es wichtig, ein Studienangebot zu finden, das zur eigenen Lernweise passt.

 

Bei mir war es so, dass ich Master of Science für mich ausschließen konnte. Das rein technische ist einfach nicht meins. Mein Herz brennt für das Schreiben, etwas Kreatives, PR, Marketing. Personal wäre auch interessant. Vier meiner Kolleginnen haben ihren Bachelor und Master nebenbei gemeistert. Alle über ein Fernstudium mit Samstags-Online-Vorlesungen.

 

Die KMU Akademie & Management AG, für die ich mich letztendlich entschieden habe, kooperiert seit 2011 mit der höchst anerkannten Middlesex University (London). Angeboten werden akademische, deutschsprachige, berufsbegleitende sowie zeit- und ortsunabhängige Studiengänge. Wer bereits arbeitet, möchte in der Regel nicht seinen Beruf und damit sein Einkommen aufgeben, um zu studieren und um Job und Studium unter einen Hut zu bringen, gibt es verschiedene Modelle. Mit 18 Fernstudiengängen hat man hier eine richtig große Auswahl und im Preis-Leistungs-Verhältnis fällt diese Hochschule positiv auf. Welche Studienform zum eigenen Lernstil passt, ist letztlich aber auch eine Typfrage.

 

 

Ich hätte bei uns in Pforzheim oder Stuttgart natürlich auch berufsbegleitend studieren können. Da finden dann freitags nachmittags und samstags die ganzen Vorlesungen statt. Erstaunlicherweise ist dies dann aber teurer, als das Fernstudium an sich. Und da ich nicht abschätzen kann, ob Freitags und samstags mein Kind gesund ist und somit Mama zur Uni kann, habe ich die andere Variante gewählt.

 

 

Rund zwei Prozent der Studenten in Deutschland studieren berufsbegleitend. Ich hätte wirklich mehr vermutet. Darunter fallen jedoch nur Studienangebote, die speziell auf Berufstätige zugeschnitten sind. Hinzu kommen noch Teilzeitstudiengänge oder das duale Studium, das in eine praktische Ausbildung im Betrieb integriert ist. Manche erwerben ihren ersten akademischen Titel berufsbegleitend – oft direkt im Anschluss an eine betriebliche Ausbildung. Andere legen noch einen berufsbegleitenden Master drauf. Die meisten Angebote gibt es im Bereich Betriebswirtschaft, zunehmend auch bei Gesundheitsberufen oder in der sozialen Arbeit.

 

 

Manche würden ihrem Chef erst gar nichts davon erzählen, um keine falschen Erwartungen zu wecken. Aber ich war gestern so überglücklich über die Aufnahmebestätigung, dass ich die Email gleich meinem Chef weitergleitet habe! Ich denke, es wird eher positiv angesehen, dass man den Ehrgeiz hat, sich noch weiterbilden zu möchten. Manche Arbeitgeber unterstützen auch solche Vorhaben, etwa indem der Mitarbeiter vor wichtigen Prüfungen frei bekommt. Eher selten übernimmt die Firma sogar einen Teil der Studiengebühren. Aber gut, man tut es ja für sich selber. Und ich bin mir sicher, dass es sich auch irgendwann auszahlt. Und wenn man ganz viel Zeit und Muße hat, kann man sich auch für Scholarships bewerben.

 

 

Von anderen habe ich auch gehört, dass diese für das Studium zehn Tage zusätzlichen Bildungsurlaub im Jahr bekommen hatten und der Arbeitgeber etwas mehr als 2000 Euro zu den Studienkosten – abhängig von den Noten – gesponsert hat. Mein Studium an der KMU kostet rund 9.000€. Eine Menge Geld. Das könnte auch ein neues Auto für mein Mann sein, welches er bitter nötig hätte. Oder den Garten richten lassen. Oder vielleicht ein neuer Kamin? Ja, mit Geld kann man viel machen. Aber in die eigene Zukunft zu investieren ist nie schlecht und ich hoffe stark, dass ich einen Teil davon auch von der Steuer wiederholen kann. Denn wer berufsbegleitend studiert, kann das als Weiterbildungskosten absetzen. So schön wie in Österreich, dass der Staat einem 6.000€ schenkt, gibt es bei uns leider nicht….*schnief*

 

 

Hinzu kommt bei uns in Deutschland halt leider auch: Wer einem Beruf nachgeht und nur nebenbei studiert, hat keinen Anspruch auf Bafög. Auch Studienkredite richten sich nicht an berufstätige Studenten. So, und studierende Mamis – für die gibt’s erst recht nichts! Spaß!

 

 

Das hat eine enorme Selektionswirkung, denn so ein Studium muss man sich erstmal leisten können. Mit einem schlecht bezahlten Job ist das oft nicht möglich. Und ja, auch für uns ist es nicht einfach, aber die Hochschule bietet einem ja verschiedene Bezahlmöglichkeiten an (Gesamt, in Raten, etc.).

 

 

Ich bin wirklich gespannt. Aber im Moment überwiegt einfach die Freude! Denn trotz der Mehrfachbelastung brechen nur wenige ab. Ich meine, viele treffen die Entscheidung sehr bewusst und wissen auch, was da auf sie zukommt. Knapp 20 Stunden pro Woche sollte man für das Studium einplanen – hört sich für mich jetzt noch mega viel an. Ich arbeite 30 Stunden die Woche und möchte Karl nachmittags nun auch nicht vernachlässigen. Ich denke, es wird darauf hinauslaufen, dass ich hauptsächlich abends und dann an den Wochenenden lerne.

 

 

Und was war nun letztendlich mein Grund für das Studium? Im Job voranzukommen, ja, aber viel mehr, dass mein Karl irgendwann mal sagen kann „Mama ich bin stolz auf Dich.“ Ich möchte Vorbild sein. Ich möchte, dass er stolz in der Schule über die Berufe von Mama und Papa reden kann. Und ebenso wichtig ist es, mich persönlich weiterzuentwickeln. Ich habe einfach das Gefühl, noch nicht angekommen zu sein.

 

 

Viele fragen sich ja auch oft nach dem richtigen Zeitpunkt. Aber den gibt es gar nicht. Es gibt immer Argumente dafür und gleichzeitig dagegen. Mal ist man zu jung, dann gerade frisch in den Job eingestiegen, oder wünscht sich ein zweites Kind, dann doch wieder zu alt.

 

 

 

Wie ist es bei euch? Seid ihr beruflich angekommen oder wollt ihr, wie ich, doch noch „mehr“?

 

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Kommentare: 4
  • #1

    FAMILIE-TESTET (Dienstag, 06 August 2019 11:57)

    Ich sage immer Hut ab an die Mamis, die noch ein Studium nebenbei machen. Für mich ist das zurzeit unmöglich, da mein kleiner so viel Aufmerksamkeit benötigt das ich am Abend nur nich ins Bett falle �

    Liebste Grüße,
    Melanie

  • #2

    Dr. Annette Pitzer (Dienstag, 06 August 2019 12:50)

    Meine Unizeit ist ja schon sehr lange her, aber anscheinend haben sich die Zahlen was Studierende mit Kind(ern) anbetrifft kaum geändert. Studieren sollte man wenn man den Drang danach verspürt und es ist wie mit dem Kinder bekommen, den optimalen zeitpunkt den gibt es nicht.
    Alles Liebe
    Annette

  • #3

    Busymamawio (Dienstag, 06 August 2019 16:46)

    Liebe Melanie,
    Ich finde es toll, dass Du Dich getraut hast, Dich nochmal für die Bildung zu entscheiden! Ich habe mit Kind zwar nicht studiert, allerdings eine Berufsausbildung gemacht. Da hieß nicht nur Schule und lernen, sondern auch Job und Überstunden neben dem Alltag mit Kind und Haushalt zu meistern. Es war nicht immer leicht, aber die drei Jahre sind super schnell vergangen und ich bin froh, es gewagt zu haben! Wenn du ein bisschen in meinen Alltag in der Ausbildung schnüffeln möchtest, dann schaue doch die älteren Beiträge in meinem Blog durch. Viel Spaß dabei :)
    Viele Grüße
    Wioleta von www.busymama.de

  • #4

    Mo (Dienstag, 06 August 2019 20:31)

    Zu Aller erst möchte ich dir meinen herzlichsten Glückwunsch aussprechen. Ich finde es großartig, dass du dich für diesen Weg entschieden hast. An diese Art von Studium habe ich auch schon gedacht, aber bisher noch nicht den entscheidenden Mut dazu gehabt. Liegt vielleicht auch daran, dass ich nicht weiß, ob ich konsequent an meinem Studium in Eigenregie arbeiten würde.
    Dir wünsche ich auf jeden Fall viel Erfolg und alles Gute.

    Liebe Grüße,
    Mo