Dating 2023.

Ich weiß ja nicht, ob es nur mir so geht, oder es an meinem „Alter“ liegt (*räusper* 29+)… Aber das Datingleben hat sich ganz schön verändert. Kritik an der Dating-Kultur gibt es nicht erst seit Tinder und Co. Ich kenne nur wenige Menschen, die sagen, dass ihnen Dating Spaß macht. Die Gründe dafür muss ich nicht erst auflisten. Ich war am Anfang meiner „Single“-Zeit so ziemlich genau zwei Tage bei Tinder, und was soll ich sagen – ist nix für mich.

Während viele das Ende des traditionellen Kennenlernmoments und des klassischen Datings beklagen, gibt es nur wenige, die auch wirklich erklären, was „klassisches Dating" überhaupt sein soll, woher es kommt und warum es sich in eine Kultur verwandelt hat, in der man sich viel zu sehr darauf verlässt, ob man dieselben Fernsehsendungen mag wie jemand, der online in Bezug auf seine Größe lügt.

„Ich date gerade einen Typen und der ist echt cool. Wir verstehen uns super.“

„Gerade mal wieder das schlimmste Date gehabt, nach einer Stunde beendet, weil es so schrecklich war.“

Na kommen euch die Sätze bekannt vor? Meine Freundinnen erzählen mir von ihrem Dating-Leben, das mal gut und mal weniger erfolgreich läuft. Und ich? Naja - ich höre zu. Aber selbst war ich schon ewig auf keinem „richtigen Date“ mehr und ich nutze auch keine Dating-App. Aber Gesprächsthema Nr. 1 ist dann trotzdem immer: „Und was gibts Neues bei dir in deinem Dating-Leben?“

Tja, mein Dating-Leben ist nicht vorhanden. It’s complicated. Mehr kann ich dazu nicht sagen *lach* Natürlich fühlt es sich nicht gut an, wenn ich mich mit anderen vergleiche und feststelle, ich ticke einfach anders. Ich habe manchmal dann das Gefühl, ich muss daten. Aber was, wenn ich keine Lust auf dieses ganze Oberflächliche habe? Die Männer heutzutage tauschen einen eh nach 1 Monat wieder aus und sehen einen nur noch als Objekt – aber nicht mehr als Mensch. Aber gibt’s auch Single und glücklich? Brauchen wir überhaupt eine Beziehung? Natürlich sind Liebe und Beziehungen etwas Wundervolles! Aber brauchen wir eine*n Partner*in, um glücklich zu sein? – Ich denke nicht! In erster Linie muss ich selber zufrieden sein, um überhaupt eine Beziehung führen zu können. Ich muss mich selbst lieben, um lieben zu können. Andererseits…

Ich verstehe, wieso Dating so beliebt ist. Es ist der wahrscheinlich einfachste Weg für ein bisschen Spaß, manchen macht es wirklich Freude, neue Leute kennenzulernen (unabhängig davon, ob daraus etwas wird) und es ist irgendwie nun mal der beste Weg, um ein*e Partner*in zu finden. Und es ist völlig okay, dass andere gerne daten. Aber ist es dann nicht auch okay, wenn der ein oder andere keine Lust darauf hat? Oder diese Lust durch zu viel negativer Erfahrung einfach weg ist? Ich meine mit "Dating" übrigens vor allem Online-Dating, das in meinen Augen oberflächlich und irgendwie "künstlich" ist… Zum Teil weiß man ja gar nicht, ob es überhaupt der ist, mit dem ich schreibe. Man wird bezüglich Name, Job, Größe gleich mal angelogen und schon nach dem 2. Satz wechselt der Mann gern das Gesprächsthema und fragt dich gleich zu deiner liebsten Sexstellung aus. Wow. Super.

Ich wünsche mir auch einen Partner. Und manchmal mehr als alles andere. Aber ich will nicht gezwungen auf die Suche nach ihm gehen. Ich möchte ihn nicht über Tinder oder sonst was finden. Ich „suche“ ja auch nicht, sondern wenn sich was ergibt, gut, wenn nicht, dann nicht. Würde ich per Zufall jemand kennenlernen, über Freunde oder die Arbeit, den ich interessant finde, so wäre ich nicht abgeneigt, diese Person dann auch näher kennen zu lernen. Nur kann ich und will ich mich einfach nicht mit diesem unnatürlichen (Online-)Dating zufriedengeben, das wohl leider die Norm geworden ist. Tja. Aber da sind wir nun am angekommen. Hello 2023.

Oberflächliches Geswipe, langweilige Dialoge und dann vielleicht ein Treffen, bei dem es um die alles entscheidende Frage geht: „Passen wir zusammen oder nicht?“ (Oder vielleicht auch nur: Krieg ich die heute ins Bett oder nicht?!)

Ist es nicht genau das, was beim Online-Dating passiert? Ich checke andere ab, schaue, ob sie in mein Schema passen und entweder ist es ein Ja oder Nein. Kann man so wirklich den Richtigen finden? Vielleicht. Bei vielen klappt es ja offensichtlich. Bei mir net. Vielleicht liegt es an mir, dass ich zu schnell zu anhänglich bin, sobald ich jemanden toll finde. So der Mann das Interesse dann verliert. Oder es war einfach der Richtige noch nicht dabei.

Ohhhhh und bevor ich es vergesse – Ghosting! Mal ganz im Ernst – das gabs doch früher net! Du schreibst mit einem, denkst dir „wow“ und ne woche später kommt von heut auf morgen nix mehr? Also so wirklich gar nix mehr?! Oder ihr hattet ein tolles Date, spannende Unterhaltungen, doch plötzlich meldet sich der andere nicht mehr? Kann man dann net die Eier in der Hose haben und so erwachsen sein und sagen – Du sorry, passt net.

Das alles fühlt sich für mich einfach falsch an. Sollte es nicht anders sein? Vielleicht ist mein Blick auch zu festgefahren. Vielleicht ist es unrealistisch, dass ich eines Tages jemanden im „echten Leben“ treffe und es funkt. Aber noch gebe ich die Hoffnung nicht auf. Vielleicht habe ich irgendwann auch Lust auf Online-Dating und gebe dem Ganzen eine Chance. Nur hab ich im Moment einfach die Schnauze voll, verarscht und benutzt zu werden - denn Dating sollte schließlich Spaß machen.

Ob ich nun also Single bin oder in einer Beziehung, ob ich date oder eben nicht: Wichtig ist doch nur, dass es mir dabei gut geht. Trotzdem wäre es schön, wenn der gesellschaftliche Druck, der dabei stets auf einem lastet, irgendwann nachlassen würde. Dann treffe ich mich mit einer Freundin und sie fragt mich: „Na, wie läuft das Single-Leben: Keine Dates, keine Sorgen und du kannst machen, was du willst? Fantastisch!"