Verheiratet.

Ein aufregendes Singleleben galt lange als schick. Doch mittlerweile finde ich, dass das "Sex and the City"-Ideal ausgedient 

 

"Ich liebe den Verheiratet-Status", verkündete mir neulich eine junge Bekannte, Mutter von zwei kleinen Kindern, und schrieb mir dann noch "Ich liebe meinen Mann." – "Wow! Was für ein Statement!", dachte ich. Mein Mann! Nicht Martin, nicht Jan, Simon oder Christian, nein, einfach: mein Mann. In diesen Worten ist Besitzerstolz zu spüren. Die Freude, den einen gefunden zu haben, der zu einem passt, mit dem man Kinder hat und ein gemeinsames Leben führen will. Und auch das indirekte direkte Bekenntnis: Seht her, das ist nicht irgendwer, sondern The One and Only! Selbstbewusstsein schwingt mit. Ich finde das super.

 

Gut, ich muss ja zugeben, ich gehöre auch zu dieser einen Art von Frau. Ich wollte immer mit spätestens 25 Jahren verheiratet sein, und das habe ich auch durchgezogen. Und mir war es einfach so wichtig, diesen Ring zu tragen, und sagen zu können „Das ist Meiner!“

 

Und Jaqueline, die Mutter von der ich rede, ist nicht die einzige junge Frau, die ich kenne, die mit einem ganz neuen Selbstverständnis ihre Familiengründung zelebriert. Das tägliche Leben mit ihrem Mann, ihren Kindern und allem, was dazugehört: von Kindergeburtstagen bis Ostern, Laternenlaufen bis Halloween, Boxen bis Ballett, Schulauswahl bis Urlaub. Und sie scheint es zu genießen. Sie ist so glücklich und sie hat so viel Spaß mit den Kindern, wirklich toll das mitanzusehen.

 

Dieser nicht zu übersehende Trend ist erfrischend neben der manchmal durchaus anstrengenden Patchwork-Familienwirklichkeit. Sogar das Ideal von "Sex and the City", "Friends" & Co. wirkt plötzlich alt, frustriert und sinnlos aufgekratzt. Natürlich: Das funkelnde Leben in der Stadt mit ihren Restaurants, Bars und Partys ist aufregend und die Herausforderungen der Karrierewelt auch. Und ja, all das tritt erst mal in den Hintergrund, wenn man Kind und Familie hat. Aber doch nur für eine bestimmte Zeit und nicht unbedingt für immer. Und man muss sich ja auch mal überlegen, für was leben ich? Oder für wen? Für was baue ich mir grad so ein schönes Haus? Um in 20 Jahren hier alleine zu wohnen? Wer wird mich besuchen kommen, wenn ich alt bin? Die Liebe, die man einem Kind gibt, bekommt man dann auch wieder zurück.

 

Gut, ich gebe zu, Singles können sich in vielen Fällen bestimmt besser auf ihre Karriere einstellen, als eine Mutter dazu in der Lage ist. Tatsächlich erwartet die Gesellschaft den beruflichen Erfolg sogar von Alleinstehenden. Gelingt das nicht, ist das Unverständnis groß. Gar nicht einfach, mit so einem gesellschaftlichen Druck umzugehen. Zudem finde ich auch, dass der Staat manche Mütter nicht richtig unterstützt. Es gibt so viele Männer, die Kinder in die Welt setzen, und dann nur ein Minimum an Geld zahlen, und die Frau kaum eine Chance hat, richtig zu arbeiten, weil es bei einer Vollzeittätigkeit niemand gäbe, der dann auf das Kind aufpasst.

 

Es gibt bei allen Konstellationen Vor- und Nachteile. Mancher Single-Mann schwärmt vielleicht davon, endlich die Freiheit zu haben, ein sexuelles Abenteuer nach dem anderen zu erleben. Hat aber, während er dieser Illusion nachhängt, monatelang in Wirklichkeit gar keinen Sex und wünscht sich dann doch wieder die Freundin herbei, die ihm die Geborgenheit gab. Und viele verheiratete Männer sind ja auch beruflich erfolgreicher, da ihn die Frau den Rücken stärkt und unterstützt. Single-Frauen hingegen neigen eher dazu, davon zu träumen, dass ihnen ja eigentlich täglich der Mann ihres Lebens begegnen könnte. In Wahrheit eine sehr mühselige Vorstellung: sich den Traum vom Glück immer nur vorzustellen, statt ihn endlich täglich zu leben. Anstatt mal da raus zu gehen, und es einfach zu wagen! Sprich doch den Typ an, der dir da über den Weg läuft und dir so gefällt! Was hat man schon zu verlieren?

 

Da wirkt das manchmal eher verpönte Bekenntnis zur Ehe, das klare und öffentlich herausgerufene "Ich liebe das Verheiratet-sein", in dem ja auch steckt, ich liebe mein Leben, so wie es ist, plötzlich jung und verheißungsvoll. Wäre doch schön, wenn dieser Trend noch ein bisschen anhält.

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