Hätte...

…ich nie meinen Mann kennengelernt, wäre ich jetzt noch auf einem Schiff.

…ich nicht geheiratet, hätte ich vielleicht einen Mann mit Haus, Auto und Geld kennenlernen können.

…ich früher mehr Motivation gehabt, hätte ich studieren und etwas Gescheites werden können.

 

Hätte, hätte, Fahrradkette. Manche Menschen klagen Jahre später, dass sie erfolgreicher, verliebter, reicher sein könnten, hätten sie damals anders entschieden. Und auch ich gerate immer wieder in so ein Loch, und frage mich, was wäre wenn…

 

Ein banales Beispiel ist ein Fußballspiel. Jeder kennt das, man sitzt mit seinem Freund, Mann oder Bruder auf der Couch und schaut ein Spiel an. Deutschland verliert, die Fahne wird wieder vom Balkon gerissen und gefühlte 987 675 894 Mal darf man sich in den nächsten Tagen anhören, was Jogi Löw alles falsch gemacht hatte, denn "…hätte er doch bloß Schweini und Podolski nicht aufgestellt! Und Lahm besser in Schwung gebracht!" Ja, ist klar.

Hätte, würde, sollte, könnte – dies sind eigentlich die schlimmsten Worte der deutschen Sprache. Weil sie so absolut sinnlos, dabei aber voller Wut und Ohnmacht sind. Am ärgerlichsten sind die Momente, bei denen man nur ganz knapp an einem guten Ausgang vorbeigeschrammt ist. Das kann eine Sache von Sekunden sein: das Handy zu lange gesucht, schon sind der Zug und ein wichtiges Meeting verpasst. Die verdächtige SMS nicht gelöscht und schon den dicksten Ehestreit heraufbeschworen, obwohl es nur ein ganz harmloser Flirt war. Doch das sind ja nur die kleinen Stolpersteine, die einem das Schicksal gern mal vor die Füße wirft.

Viel schlimmer, weil für immer zu spät, sind ja diese Augenblicke, in denen man eine falsche Entscheidung trifft, die man nicht mehr zurücknehmen kann. Ich frage mich so oft, ob ich einen besseren Job hätte, wenn ich früher mehr Lust zu studieren gehabt hätte. Oder auch, wie es gewesen wäre, wenn ich meinen Mann nicht gleich geheiratet hätte, sondern noch etwas gewartet hätte. Hätte ich dann ein besseres Leben in einem großen Haus, tollem Auto und lieben Kindern? Habe ich mir mein Leben selbst versaut, weil ich oft viel zu schnell und manchmal unbedacht Entscheidungen treffe?

 

"Selig ist, wer vergisst, was nicht mehr zu ändern ist" Doch wer von uns gehört schon zu diesen Seligen? Bestimmt nicht mein Nachbar. Vor ein paar Wochen war er ein paar Minuten lang der glücklichste Mann der Welt. Am Computer checkte er die Lottozahlen, daneben lag sein Lottozettel. Wow, sechs Richtige plus Zusatzzahl! Gewinn: 5 Millionen Euro! Ein Moment, der schwindelig macht. "Wahnsinn", ruft mein Nachbar, "Haus mit Pool unter Palmen, Maserati, nie wieder Geldsorgen!" Und dann guckt er noch mal und sieht, dass er nur 5 Richtige hat. Statt 11 hat er 12 getippt, 5000 Euro statt 5 Millionen gewonnen. Gefreut hat er sich nicht, aber bis heute "hätte ich doch"-mäßig geärgert.

 

Aber wie können wir zuversichtlicher in die Zukunft blicken? Mir ist völlig klar, dass ein Weg raus aus Verbitterung, Schmerz und Enttäuschung oft nicht leicht ist und nicht mit ein paar einfachen Schritten zu bewältigen ist. Es kann manchmal ein wenig dauern, die Vergangenheit hinter sich zu lassen und sich auf die Zukunft zu konzentrieren.

Um sich nicht die Zukunft durch die Vergangenheit zu belasten, ist es wichtig, Gefühle wie Frustration, Enttäuschung, Schmerz und Trauer anzunehmen. Womöglich haben euch das auch schon andere Menschen gesagt: „Du musst mit der Vergangenheit abschließen. Nimm es so, wie es ist. Und fang an, wieder nach vorne zu schauen.“ Leichter gesagt, als getan, wie soll ich das denn machen?

 

Zuerst einmal: Annehmen fällt einem meist nicht leicht. Die Enttäuschung, der Schmerz oder andere belastende Gefühle liegen einem schwer auf der Seele. Aber um nach verpassten Chancen und schmerzhaften Erfahrungen wieder zuversichtlicher in die Zukunft sehen zu können, ist es notwendig, die Vergangenheit und die damit verbundenen Enttäuschungen zu akzeptieren. Oft geht das nur in ganz kleinen Schritten und das ist auch völlig in Ordnung so.

 

Wenn wir unsere Enttäuschungen akzeptiert haben, wird es Zeit, den Blick zu weiten. Zum Beispiel, indem man sich bemüht, möglichst viele verschiedene Aspekte in seinen Lebensweg zu erkennen. Sich also nicht nur auf das Negative und Verfahrene zu konzentrieren, sondern sich auch zu erinnern, was man Positives im Leben erlebt hat. Damit wir leichteren Herzens weitergehen können, entwickeln wir nun eine neue Perspektive. Ein Ausblick nach vorne, der es einem ermöglicht, zuversichtlich in die nächste Zeit zu gehen. So ein Ausblick nach vorne kann bei jedem Menschen anders sein. Häufig kostet es einen ein wenig Überwindung, Pläne für die Zukunft zu machen, wenn man mit dem Leben hadert oder von vergangenen Erfahrungen enttäuscht worden ist. Oftmals hilft es dann, in ganz kleinen Schritten etwas Neues anzufangen. Ganz, ganz oft sind es Kleinigkeiten, die die Lebensfreude zurückbringen. Ab und zu kann aber auch ein lang gehegter Lebenstraum von Bedeutung sein.

Wobei habe ich früher oft gedacht: „Das möchte ich ja auch mal machen“? Welche alten Träume habe ich? Was habe ich mir gewünscht, als ich acht Jahre alt war? Wie kann ich vielleicht doch noch etwas von dem erleben, was ich mir so sehr gewünscht habe?

 

Diese Frage finden die meisten Menschen schwierig zu beantworten. Oft liegt das daran, weil es so schwer ist, sich von einem lang gehegten Traum zu verabschieden. Wenn man sich zum Beispiel immer gewünscht hat, Mutter und später Oma zu werden, erscheint es unmöglich, seinen Traum auf irgendeine andere Weise zu verwirklichen. Jenseits der 50 kann man als Frau nun keine Kinder mehr bekommen. Hinter unseren Träumen stecken in den allermeisten Fällen aber ja bestimmte Bedürfnisse. Beim Traum vom Muttersein Kinder aufwachsen zu sehen, etwas von der eigenen Lebenserfahrung weiterzugeben, mit Kindern die Welt neu entdecken zu können. Dennoch fällt es schwer, alte Träume loszulassen, es ist schwer, keine Frage.

 

Aber versuchen wir mal für einen Moment, und sei es nur als kleine Übung, sich von dem Traum zu distanzieren, vielleicht entdeckt man dann doch noch andere Möglichkeiten, wie die Bedürfnisse erfüllt werden können. Zum oberen Beispiel zurückzukommen kann man sich ehrenamtlich engagieren und eine Kindergruppe leiten, im Kindergarten mit den Kids basteln o.ä.

 

Übrigens sind viele unserer Wunschträume romantische Vorstellungen, die, wenn sie wirklich wahr würden, uns sehr häufig auch enttäuschen würden. Der Traum vom Leben auf dem Land mit großem Garten und altem Bauernhaus sieht in der Realität oft ganz anders aus. Dort steht dann vielleicht die harte Arbeit im Vordergrund.

Damit du aber auch etwas änderst und deine Vorhaben in die Tat umsetzt, entscheidest du dich am besten jetzt für einige Ideen, die du jetzt gleich und in den nächsten Tagen umsetzen möchtest. Am besten schreibst du deine Vorhaben so konkret wie möglich auf. Damit machst du es verbindlicher. Je schneller man nach dem Fassen eines Vorsatzes ins Handeln kommt, umso wahrscheinlicher ist es, dass man seine Ziele erreicht. Jetzt musst du es nur tun.

 

Lebt, wie ihr wirklich leben wollt, statt euch nach anderen zu richten! Und wir sollten ein für allemal sämtliche Konjunktivsätze aus unserem Leben streichen. Bis auf einen: Es hätte schlimmer kommen können.

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