Arbeitsleben.

Ja, ein Jahr Auszeit verging super schnell, war super schön. Aber es tut auch wieder gut, ein paar Stunden dem „Alltag“ mit Kind zu entfliehen. Machen wir uns nichts vor- Arbeitnehmerin und Mutter zu sein ist hart! Und jeder, der mir erzählt, das liege am Zeitmanagement oder ich mache was falsch – okay, bitte, dann sag mir, wie es besser geht.

 

 

 

Hier sind meine 10 Gründe, warum es wieder schön ist, auf der Arbeit zu sein:

 

 

 

1. Im Büro kann ich ganz alleine aufs Klo gehen! Ja, richtig gehört! Zu Hause läuft das ungefähr so: Der Sohn weint mir hinterher, also nehme ich ihn mit. Das will er aber auch nicht, und läuft wieder weg. Ich schließe die Tür - er fängt an, Blödsinn zu machen. Also öffne ich die Tür wieder und er rennt wieder raus. Ich hole ihn, versuche aufs Klo zu gehen, und er reißt in den zwei Sekunden das komplette Klopapier runter, schmeißt jegliche Dinge in die Badewanne oder leert etwas aus.

 

 

 

2. Im Büro kann ich am Telefon in Ruhe alle meine Sätze zu Ende sprechen. Zu Hause geht Telefonieren häufig so: der Sohn will auch etwas sagen und versucht, mir den Hörer zu entreißen oder plärrt im Hintergrund. Mein Gesprächspartner muss zu einer Geschichte mehrmals ansetzen und ist ab dem dritten Mal leicht genervt während meine Antworten immer wieder unterbrochen werden von „Nein!!! Karl!“

 

 

 

3. Im Büro ist es manchmal ganz ruhig. Zu Hause wuselt ständig ein Energiebündel um mich herum. Die Geräuschkulisse würde jeden Kinderlosen innerhalb von Minuten in den Wahnsinn treiben.

 

 

 

4. Im Büro kann ich in Ruhe meinen Tee austrinken, und das, solange er noch warm ist. Wenn Mama zu Hause einen Tee trinken möchte, kann sie das tun- allerdings nur im Stehen. Der Sohn findet es irgendwie suspekt, wenn Mama es sich auf dem Stuhl bequem macht. Einfach so setzt man sich doch nicht hin!

 

 

 

5. In der Kantine isst jeder sein Essen ohne meine Hilfe und meine Kollegen bleiben so lange sitzen, bis ich fertig bin. Gemeinsames Abendessen zu Hause: nach drei Bissen hat der Sohn keine Lust mehr und fängt an rumzumatschen. Mama springt auf und holt Feuchttücher. Da liegt die Hälfte des Essens schon auf dem Boden. Mama springt wieder auf und holt einen Lappen und wischt sauber. Der Sohn schmeißt in der Zwischenzeit seine Trinkflasche um. Mama springt wieder auf und holt noch einen Lappen. Jetzt will der Sohn aus seinem Stühlchen raus. Mama versucht, ihm noch einen Bissen aufzuschwatzen. Sohn will spielen, Essen von Mama muss warten.

 

 

 

6. Im Büro sitze ich ungestört am Rechner. Wenn eine Kollegin reinkommt sage ich „Einen Moment noch“ und sie wartet dann tatsächlich. Sobald ich zu Hause an meinem Handy oder dem ipad etwas nachschauen möchte, ist Karl gleich neben mir. Zum einen, weil er das nicht so toll findet, wenn Mama am Handy rummacht. Zum anderen, weil er auf dem ipad seine Fisherprice Serie angucken möchte. Ja, so, nach zwei Folgen ist dann auch wieder Schluss und es geht weiter, Bagger spielen. Resultat: Mama schaltet das ipad wieder aus.

 

 

 

7. Im Büro komme ich pünktlich zu meinen Terminen. Wenn ich zu Hause versuche, den Sohn zu mobilisieren, will er erstmal nicht. Schuhe anziehen? Ein Ding der Unmöglichkeit! Und dann noch Mütze und Jacke anziehen? Sohn protestiert. Auf den drei Metern von der Haustür zum Auto entdeckt er ein paar Steine und Blumen, die eingehend betrachtet werden müssen. Wir sind schon viel zu spät dran, also trage ich ihn zum Auto und versuche, ihn in den Sitz zu setzen. Er wehrt sich. Schweißgebadet setze ich mich endlich auf den Fahrersitz. Noch einmal überlegen – habe ich alles dabei? Mist, Trinken habe ich vergessen. Ich springe nochmal ins Haus, hole die Trinkflasche, flitze ins Auto, rase los, und komme 30 Minuten zu spät.

 

 

 

8. Im Büro kann ich saubere Kleider tragen. Als der Sohn ein Baby war, habe ich mich in den ersten Tagen jedesmal umgezogen, wenn er mir auf die Schulter gespuckt hat. Nach einer Weile habe ich es nur noch mit einem Spucktuch weggewischt. Noch etwas später habe ich die Flecken nur noch ignoriert. Am Ende eines langen Tages habe ich Rotzflecken auf der Hose und Tomatensauce am Ärmel. Außerdem habe ich Sand unter den Fingernägeln. Ich trage nur noch flache Schuhe- auf High Heels habe ich keine Chance, dem Sohn hinterherzulaufen.

 

 

 

9. Meine Kollegen antworten mir. Hört sich doof an, aber ja, man kann mit jemanden reden. Ein Kind plappert vor sich her, aber auf eine Frage die richtige Antwort zu bekommen – äußerst selten.

 

 

 

10. Im Büro esse ich ungeniert Süßigkeiten. Zu Hause haben wir einen Schrank mit Süßigkeiten und zum Teil sind auch Sachen im Kühlschrank. Ich brauch das einfach. Wenn ich aber mal naschen will, kommt gleich das schlechte Gewissen, weil ich gedanklich meinen Sohn mit verfaulten Zähnen und Fettbauch vor mir sehe. Der Sohn hat natürlich längst rausgefunden, dass in den glänzenden Papieren ganz leckere Sachen stecken und hat sich in unbeobachteten Momenten selbst daran bedient. Klar, ist ja sonst auch unfair. Der Sohn darf hier und da auch mal naschen, aber eben rationiert.