Gewissensbisse.

 

Ja, es hört sich blöd an und ist sicherlich nicht für jeden nachvollziehbar – aber seit einiger Zeit hat sich ein Gefühl in mir breitgemacht, zu wenig für meinen Sohn da zu sein. Ein Hauch von schlechtem Gewissen macht sich breit…

 

 

Ich arbeite nun schon seit über einem Jahr wieder in meinem alten Beruf als und nach wie vor mag ich ihn. Jedoch gab und gibt es immer wieder Phasen, in denen mir alles zu viel wird und ja, das gebe ich offen zu. Ich bin auch nur ein Mensch. Gerade im Januar war auf der Arbeit sehr viel los, da wir umstrukturiert wurden.

 

Vor zwei Wochen waren Eltern, Mann und Kind krank – und ich nach 5 Tagen am Ende bzw. hätte mir so sehr einen Tag „off“ gewünscht…

 

 

Nach einem Jahr Elternzeit war ich wirklich froh, wieder arbeiten gehen zu können und habe die Zeit, in der ich mein Kopf benutzen muss, sehr genossen. Das mach ich auch immer noch.

 

Ich hatte das Gefühl schon einmal vor einem Jahr. Mein Arbeitgeber gibt einem die Möglichkeit, einmal im Jahr einen Preventionskurs bei einem Physiotherapeuten zu besuchen. Dieser geht über 3 Monate, 2mal die Woche. Nur, jedes Mal, wenn ich in den Kurs gehe, muss ich meinen Sohn natürlich wieder abgeben.

 

Ich fand es furchtbar. Wirklich. Weil ich immer dachte – mensch, diese 2 Stunden hättest auch mit Karl spielen können…!!!

 

 

So, ein Jahr später habe ich mich entschlossen, den Kurs wieder zu machen. In der „sportfreien“ Zeit, beziehungsweise den letzten Monaten, habe ich einfach gemerkt, dass ich etwas für meinen Körper tuen muss! Ich habe so Rückenschmerzen, dass ich am Wochenende nicht länger als 5 Uhr (oder manchmal früher) im Bett liegen kann.

 

 

Und nun fängt es wieder an, dass ich mich frage, ob ich zu wenig für meinen Sohn da bin. Und wenn ich da bin, dann bin ich oft nicht wirklich anwesend. Es gibt halt keinen Moment der Ruhe und dann kommt auch noch der Schlafmangel hinzu. Ich habe einen sehr leichten Schlaf, wenn Karl sich nur einmal umdreht oder ein Geräusch macht, bin ich wach und schaue nach…

 

 

Haushalt, Einkaufen, lauter Dinge, die ich im Kopf habe und erledigen muss.

 

 

Auch, wenn ich immer wieder versuche voll und ganz für Karl da zu sein und meine Müdigkeit versuche zu vergessen, zeigt mir Karl ganz deutlich, dass ich eben nicht voll da bin. In den Zeiten ist er sehr anhänglich und will mich am liebsten nicht loslassen. Klar, verständlich.

 

 

Gerade, wenn ich morgens schon vor meinen beiden Männern das Haus verlasse, ist es für mich tatsächlich am Schlimmsten. Innerlich zerreißt es mich, dass ich meinem Kind nicht einen Guten Morgen wünschen kann und ihn in den Kindergarten bringen kann. Wenn ich dann wieder zuhause bin, weil ich Urlaub habe oder Karl krank ist, ist es sehr schwierig für Karl, sich von mir zu trennen.

 

Ich weiß, dass ich an dieser Situation nicht viel ändern kann, aber ich muss es mir jetzt einfach mal von der Seele schreiben.

 

 

Ich habe mir für heute vorgenommen, bei dem schönen Wetter mit ihm Eisessen zu gehen. Nur Karl und ich.

 

 

Und am Wochenende geht es auf die Basare, da darf er sich erst mal wieder Autos und Bagger aussuchen ;-)

 

 

Das schlechte Gewissen ist nun ein kleiner Teil von mir, was wohl jede working mum kennt. Neben der ständigen Angst und Sorge um das eigene Kind, eine Last, die wohl für mich am schwersten wiegt. Nur das mit dem Gym – das muss ich irgendwie noch vereinbaren. Was für mich tun, meinen Körper, meine Gesundheit – aber trotzdem genug Zeit für Karlito haben…

 

 

Und so versuche ich nun, auch im stressigen Arbeitsleben Ruhe für Karl und mich zu finden und ja, mein Haushalt leidet darunter, aber das ist es mir wert.

 

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