Gesellschaftsdruck.

 

Ich weiß ja nicht, wie es euch geht, aber oft fühle ich mich, als müsse ich dies oder jenes tun, weil es von mir erwartet wird. Wenn wir darüber nachdenken, sind wir dem Druck der Gesellschaft schon in frühen Lebensjahren ausgesetzt. Angefangen bei dem Schulabschluss, der Berufswahl und dem Studium. Wir lernen damit umzugehen und leben einfach damit.

 

Ich finde aber, dass es gerade in Deutschland ziemlich heftig gelebt wird. Bist du nicht gut genug, dann kommt halt der Nächste. Du bist nicht Melanie, sondern Schublade B. Ist Schublade B kaputt, wird diese einfach ausgetauscht. Man bangt täglich um seinen Arbeitsplatz, hat Angst, Fehler zu machen und gerät dadurch noch mehr unter Druck.

 

Es ist aber nicht nur im Beruf so, sondern auch bei den persönlichen Dingen. Auch hier wird man irgendwie unter Druck gesetzt und es schnürt einem den Hals zu.

 

Heiraten, Haus, Kinder…! Ist man in einer längeren Beziehung kommt irgendwann der Zeitpunkt, an dem die Gesellschaft “verlangt”, dass es doch an der Zeit wäre nun mal zu heiraten, ein Haus zu bauen/kaufen und Kinder zu bekommen.

 

Bist du noch Mitte 20 und bekommst ein Kind, fragen sich alle, ob es nicht vielleicht doch ein Unfall war und ob das Kind tatsächlich ein Wunschkind ist. 

 

Wenn das Kind erstmal da ist, wirst Du ständig nach den Entwicklungsschritten des Kindes gefragt und dementsprechend werden auch deine Fähigkeiten als Mutter bewertet, denn sollte Dein Kind mal nicht so schnell sein wie andere Kinder in dem Alter, hast Du definitiv etwas falsch gemacht. Vielleicht liegt es ja daran, dass Du nur kurz oder gar nicht gestillt hast. Vielleicht trägst Du dein Kind zu viel rum, vielleicht kümmerst Du Dich zu wenig, weil Du ja nach einem Jahr Elternzeit schon wieder arbeiten gehen musstet – natürlich, weil du es wolltest und nicht, weil du es musst. Na? Kommt es euch schon bekannt vor? *schmunzel*

 

Tja und dann, wenn Dein Kind zwischen eins und zwei ist, dann ist der Zeitpunkt da, an dem Du nach weiterer Kinderplanung gefragt wirst. Solltest Du auf diese Frage antworten, dass Du kein zweites Kind möchtest, bekommst Du zu hören, dass es doch nicht schön wäre, wenn Dein Kind als Einzelkind aufwachsen muss – denn Einzelkinder sind ja so furchtbare Menschen…

 

Und wenn Deine Begründung lautet, dass Du es Dir zum jetzigen Zeitpunkt einfach nicht vorstellen kannst, weil Du noch berufliche Ziele vor Augen hast, oder dein Körper einfach noch nicht so weit ist.. dann Gnade Dir Gott… welch schlimmer Mensch Du bist!

 

Wenn Du allerdings bis zum dritten Geburtstag Deines Kindes mit dem beruflichen Wiedereinstieg wartest, oder dann ein zweites Kind bekommst, dann lässt Du Dich von Deinem Mann und dem Staat aushalten und bist mindestens ein genauso schlimmer Mensch.

 

Wie man also sieht: Egal wie, wir können es der Gesellschaft nicht recht machen.

 

Ich war in letzter Zeit in der Situation, dass ich mir anhören musste, warum wir kein zweites Kind haben möchten. Denn, ein Später als Jetzt gibt es für viele nicht. Dann wäre der Altersunterschied schließlich viel zu groß. So werde ich wohl damit leben müssen, dass ich immer wieder gefragt werde, warum ich kein zweites Kind haben möchte, dabei würde ich es niemals ausschließen. Nur eben Jetzt passt es nicht. Natürlich gibt es nie den richten Zeitpunkt und wenn man danach ginge, dann gäbe es vermutlich keine Kinder mehr auf dieser Welt, aber ein bisschen selbst entscheiden möchte ich das ganze schon und diese Entscheidung sollte mir nicht von der Gesellschaft abgenommen werden.

 

Ach ich weiß auch nicht. Ich bin zurzeit einfach auch am überlegen, ob es das Ganze mit Social Media etc Wert ist. Instagram, Facebook & Co. Dadurch setzt man sich auch unter Druck. Heute noch schnell ein Foto auf Instagram hochladen, dann am besten noch eine Story – schnell noch einen Artikel für deine Homepage schreiben. Auch ein Grund, warum ich so lange nichts mehr geposted habe und inaktiv war.

 

Wie ist es bei Euch? Ward Ihr auch schon in der Situation, den gesellschaftlichen Druck so enorm zu spüren? 

 

 

 

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Kommentare: 4
  • #1

    Dr. Annette Pitzer (Donnerstag, 11 April 2019 12:16)

    Liebe Nani,
    auch ich als kinderlose Frau musste diesen ganzen Mist durchmachen. Wenn es uns nicht gelingt jedes Lebenskonzept einer Frau zu akzeptieren, dann ist Gleichberechtigung noch immer nur ein leeres Wort. Allerdings komme ich nicht umhin zu bemerken, dass die Kommentare immer nur von Frauen kamen, nie von Männern. Wir haben noch einen langen Weg vor uns.
    Alles Liebe
    Annette

  • #2

    Denise (Donnerstag, 11 April 2019 12:21)

    Ich kann davon ein Lied singen, gleich nach der Geburt kam die Frage ob wie ein 2. Kind wollen und ich meinte damals schon nein und da kam die Antwort "Mögen sie keine Kinder?!" Man kann es der Gesellschaft eh nicht recht machen, daher habe ich es aufgegeben und ziehe mein eigenes Ding durch

  • #3

    Lisa (Donnerstag, 11 April 2019 13:00)

    Hallo!
    Ja, ich kenne die Situation nur zu gut ;) Erst war ich „karrieregeil“ und kinderlos. Da gerät man schon ab und an ziemlich unter Druck. Nun lebe ich das genaue Gegenteil - denn mittlerweile habe ich 3 Kinder und bin Hausfrau. Mittlerweile ist mir allerdings komplett egal, was andere denken oder erwarten. Und es lebt sich soviel leichter damit ;)
    Liebe Grüße, Lisa

  • #4

    Sandra (Mittwoch, 07 August 2019 09:41)

    Hallo Nani,
    Du sprichst genau das an was mich zurzeit immer mal wieder belastet.
    Ich bin jetzt in dem Alter wo alle um mich herum anfangen Häuser zu bauen oder eben Heiraten und Kinder bekommen.
    Schon alleine das reicht aus, das man sich unter Druck zu fühlt.
    Da muss die Gesellschaft nicht viel sagen.
    Man wird von alleine in diese Richtung gedrängt, bzw. man soll auch im Strom des Lebens mit schwimmen um dazu zu gehören.
    Ich denke auch das der Druck verschwinden wird, wenn es einem einfach egal wird was andere denken.

    Liebe Grüße Sandra