So groß?!

 

Als Karl vor zwei Wochen 3 wurde, und dann plötzlich kein Kita- sondern ein Kiga-Kind war, hatte ich echt Pippi in den Augen…

 

 

 

Ich weiß es ja: Carpe diem, nutze den Tag, genieße jeden Moment. Und ja, ich bemühe mich. Ich bemühe mich redlich, jeden einzelnen Tag maximal auszukosten. Trotzdem habe ich immer wieder das Gefühl, dass mein Leben auf fast forward an mir vorbeirast. Eins, zwei, drei im Sauseschritt – und die Mama kommt nicht mit.

 

 

 

Besonders deutlich wird das an den Kindern. Auf einmal werde ich da zu der Oma, die ich nie sein wollte. „Ui, bist du aber groß geworden!“, entfleucht es mir manchmal, noch bevor ich die Worte wieder verschlucken kann. Eigentlich hatte ich mir als Kind geschworen, diesen Satz nie auszusprechen. Zu sehr hat es mich genervt, selber mit diesen Worten begrüßt zu werden. Heute kann ich sie verstehen.

 

 

 

Da sind zum einen Kinder, die ich eine Weile nicht gesehen habe. Die sind in der Zwischenzeit nicht nur körperlich um etliche Zentimeter gewachsen, sondern haben plötzlich auch ihre kindlichen Züge verloren. Ich sehe dann immer mehr den sich entwickelnden Teenager oder Erwachsenen und kann immer wieder nur staunen. Meine Nichte wurde am Samstag 16 Jahre alt, hat Ihren Abschluss in der Tasche und ich frage mich „ist die nicht gerade erst auf die Welt gekommen?“!

 

 

 

Noch deutlicher wird mir das natürlich bei meinem eigenen Sohn. Als wir dem Letzt einkaufen waren, nahm er den Einkaufswagen und sagte „Ich bin jetzt groß, ich kann das schon alleine“.  Und lauter solche Sachen, wo er immer sagt „Ich kann das schon!“. Oh man.. wo ist die Zeit geblieben?! Und bald geht er dann auf die Realschule und macht seinen Abschluss?! *schnief*

 

 

 

Aber mir geht es ja auch so. Ich schwirre ja oft in der Vergangenheit und schaue mir Bilder von St.Thomas an, oder die Zeit auf dem Schiff. Ich verstehe, dass das der Lauf der Welt ist. Und trotzdem kriege ich da ein Tränchen im Knopfloch.

 

 

 

Ich möchte mein Kind nicht immer klein halten, darum geht es mir überhaupt nicht. Er soll wachsen, lernen und irgendwann gestärkt in die Welt hinausziehen. Aber in mir sitzt einfach ein kleiner Stachel. Der piekst, weil ich dann doch das Gefühl habe, die Zeit mit ihm nicht intensiv genug genossen zu haben. Weil ich im Alltag versunken bin oder weil ich schon zu viel vergessen habe. Weil ich nicht aufmerksam genug war und es so viele Momente gibt, die sich in keinem Fotoalbum wiederfinden. Die einfach nur vergangen sind.

 

 

 

Nun ist mein Karlito ja Einzelkind. Aber wisst ihr was? Nicht schlimm. Er ist so ein toller, offener Kerl. Spielt super mit anderen, ist mega sozial und ich lerne jeden Tag genau so viel von ihm, wie er vielleicht von mir oder anderen Kids.

 

 

 

Kinder sind ein wunderbares Korrektiv und ein großer Quell an Inspiration. Ohne Karlito würde ich die Welt sehr viel anders sehen, als ich das jetzt tue. Dafür bin ich ihm sehr dankbar.

 

 

 

Noch ist es ein weiter Weg, bis mein „Baby“ flügge wird. Aber ich weiß, der Tag wird kommen. Nicht mit Pauken und Trompeten, sondern ganz heimlich, still und leise. Es ist die erste eigenständige Verabredung, dann die erste Übernachtung bei Freunden und irgendwann der Freitagabend, der lieber außer Haus als im Kreise der Familie verbracht wird. Kleine Schritte in Richtung Selbstständigkeit und immer wieder ein kleiner Abschied für mich.

 

 

 

Mein Verstand sagt mir, dass ich mein Kind ziehen lassen muss. Mein Herz möchte ihn für immer umarmen. Das wird es auch, denn die Liebe und Fürsorge für ein Kind endet ja nicht mit dem Tag, an dem es sein Elternhaus verlässt. Dennoch hoffe ich sehr, dass dieser Tag für mich noch in weiter Ferne liegt. Und bis dahin bleibt halt doch nur eins: Carpe diem.

 

 

 

Wie erlebt ihr das Größerwerden eurer Kinder? Ich freue mich über eure Kommentare!

 

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Kommentare: 5
  • #1

    Dr. Annette Pitzer (Mittwoch, 17 Juli 2019 17:43)

    Dieses Dilemma kennen wohl fast alle Eltern. Ich mag den Spruch: "Zwei Dinge sollten Kinder von ihren Eltern bekommen...Wurzeln und Flügel." Er weist den Weg.

    Alles Liebe
    Annette

  • #2

    Busymamawio (Mittwoch, 17 Juli 2019 22:08)

    Ich kenne diese Gedanken nur zu gut! Meine große ist letztens schon 6 geworden und sie kommt mir in vielen Dingen so groß und stark vor. Und doch war da immer eine Stimme, die sagte "du hast die Zeit nicht genug genutzt". Aber das stimmt nicht. Bei meiner zweiten Tochter vergeht die Zeit genauso schnell und ich mache vieles gleich wie zuvor auch, weil ich weiß, dass es richtig ist und wir mamas unser bestes geben.
    Viele Grüße
    Wioleta von www.busymama.de

  • #3

    IcefeeTestet (Donnerstag, 18 Juli 2019 05:49)

    Ich bin mittlerweile schon Oma und sehe wie meine Tochter ihrer kleine genauso erzieht wie ich das gemacht habe und das zeigt mir, ich habe alles richtig gemacht.
    Liebe Grüße Katrin
    http://icefee-testet.de

  • #4

    Carry (Donnerstag, 18 Juli 2019 09:33)

    Du hast vollkommen recht, die Zeit verfliegt viel zu schnell und die Kleinen werden dann auch so schnell groß. Noch habe ich keine eigenen Kinder, aber wenn es soweit ist werde ich jeden einzelnen Moment auskosten. Vielen Dank für deinen ehrlichen Beitrag!

  • #5

    Bea (Donnerstag, 18 Juli 2019 11:35)

    Übergang KiTa in den KiGa hatten wir ja nicht, weil meine nicht in einer KiTa waren, wurde hier garnicht angeboten. Aber - hey - dass die Zeit an uns vorbeirast... aber holla! Meine Jungs sind jetzt 13 und 11. Versteh mich nicht falsch, tolles Alter! Aber ich vermisse die Zeit, in der sie mich gebraucht haben, ihre Hand in meine gelegt haben beim Spazierengehen. Jetzt haben sie bald ein Mädchen an der Hand... wann ist das denn passiert??? Waren sie nicht vor Kurzem noch ganz klein??

    Lieben Gruß, Bea.