Wohnzimmer.

 

Was passiert eigentlich, wenn ein „alles muss an Ort-und Stelle stehen“-Möbel- und Deko-Typ wie ich plötzlich Mama wird? Das Wohnzimmer mutiert zur Rennstrecke, Klötzchenzentrum und Kuschelzoo. Und das Kinderzimmer verwaist.

 

 

 

Nein, ganz so wild ist es natürlich nicht.

 

Es war einmal vor langer, langer Zeit ein Wohnzimmer, das ich hegte und pflegte. Im Laufe der Jahre sammelte ich kleine, aber feine Möbelstücke und Accessoires. Ich kombinierte sie, und alles hatte immer fest seinen Platz. Jedes Kissen, jedes Bild - alles. Das Wohnzimmer war recht modern gehalten, eine Mischung aus Schnäppchen vom Möbel-Discounter, teurer Couch und DIY-Deko. Wenn einmal ein Kind kommen sollte, dachte ich, könnte es hier herumtollen, die Möbel wären dafür wie geschaffen. Ja, dachte ich…

 

 

 

Eines Tages war Karl da. Schon in unserer Mietwohnung richteten wir eine kleine Spielecke im Wohnzimmer ein, damit man das Kind immer im Auge behalten kann und die ganzen Spielsachen nicht hin- und hertragen muss. Und anfangs schob ich ihn in seinem Laufstall auch hin und wieder in die Küche, wenn ich dort zugange war. Unser Lieblingsraum mutierte vorübergehend zum Schlafzimmer, wenn das Baby schlief. Aber dann wurde der kleine Racker mobiler. Er beanspruchte in der Wohnzimmermitte einen Platz von ziemlich genau 80×80 cm, was genau der Größe einer Babydecke entsprach. Diese wurde zu Schlafenzeiten schnell zusammengefaltet, etablierte sich aber schnell als mobiler Einrichtungsgegenstand, der tagsüber seinen festen Platz in der Wohnzimmermitte fand.

 

 

 

Als Karlito die Bauchlage entdeckte und schließlich mit den Bewegungsmöglichkeiten seiner Beine und Füße experimentierte, entdeckte ich in der einen oder anderen Ecke des Zimmers Gegenstände, die ich definitiv nicht dort abgelegt hatte. Mit ein, zwei Handgriffen war die Ordnung wiederherstellt. Doch diese hielt nicht lange an. Auch in der neuen Wohnung war das Kinderzimmer uninteressant und das Wohnzimmer „the Place to Be“. Die Bauklotztürme wurden höher und höher, die Autorennstrecken länger und länger und die Kuscheltierversammlungen größer und größer. Wer abends etwas im Wohnzimmer vergaß und in der Dunkelheit auf ein sprechendes Feuerwehrauto trat, lief nicht nur Gefahr, zu stolpern, sondern erschrak sich darüber, dass Kinderspielzeug offenbar rund um die Uhr einsatzbereit ist. Die freundliche Bitte an das Kind, doch bitte in sein Zimmer umzuziehen, wurde erst ignoriert und dann mit lautem Geschrei quittiert. Keine Frage – das Wohnzimmer war spannender. Hierhin kam der Besuch, hier unterhielten wir uns, telefonierten oder aßen. Im Kinderzimmer dagegen: gähnende Leere. Tja, was tat Mama also? Zwei kleine Regale kamen her und der junge Mann bekam seine eigene Ecke im Wohnzimmer.

 

 

 

Als letzte Bastion nahm unser Sohn schließlich unser Wohnzimmertisch ein, der, naiv wie wir waren, mehr Dekoelement als Tisch darstellte. Bis heute dient er als Ablage für Kinderbücher. Jeder Versuch, den Tisch als Tisch zurück zu erobern, scheiterte. Auch der Wohnzimmerboden war trotz des elterlichen Widerstands längst annektiert, und ähnelte einem Parcours mit teils schwer zu überwindenden Hindernissen. Wir hatten vergeblich versucht, die Stolpersteine auf unseren Laufwegen zu minimieren, doch das Adlerauge des Nachwuchses fand jedes noch so kleine verschobene Klötzchen und versetzte seine Eisenbahnlandschaft in den Ursprungszustand zurück.

 

 

 

Und sobald das Kind friedlich schlief, räumte ich alle für Erwachsene unbrauchbaren Objekte leise und in Windeseile in eine Spielzeugkiste und sein Regal. Am Anfang noch ordentlich, mit Struktur, wo was wie steht. Wir waren außerordentlich überrascht, dass das Wohnzimmer deutlich größer war, als wir es in Erinnerung hatten. Wir machten uns einen schönen Abend in der Erwachsenenwelt. Für einen kurzen Moment erinnerten wir uns an unser früheres Wohnzimmer zurück, als wir es noch zu zweit bewohnten. *lach*

 

 

 

Am nächsten Morgen kam das Kind, noch etwas schlaftrunken, ins Wohnzimmer getapst. Drei lange Sekunden brauchte der Dreikäsehoch, um die neue Situation zu verarbeiten. „Super, Mama!“, sagte er. „Jetzt haben wir Platz zum Fußball spielen!“

 

 

 

Naja, so ist das halt. Und es ist auch gar nicht mehr so schlimm. Mittlerweile landet alles nur noch wild auf seinen Regalen oder in seiner Spielzeugkiste. Und was hilft letztendlich bei Karl? Der Staubsauger. Besser gesagt, der Saugroboter. Die Drohung „du weißt ja, wer morgen wiederkommt?!“ hilft. Denn er hat Angst, dass Kleinteile verschluckt werden und dann einfach „weg“ sind !

 

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Kommentare: 3
  • #1

    Julia F. (Mittwoch, 31 Juli 2019 12:32)

    huhu!

    wir haben nur wenig spielzeug im wohnzimmer, das jeden abend aufgeräumt wird. meist wird im kinderzimmer gespielt.

    vg
    julia

  • #2

    Sandra (Mittwoch, 31 Juli 2019 12:43)

    Hallo,

    bei uns ist das Wohnzimmer (leider) Spielzimmer. Jeder unserer Jungs hat einen Schrank, in dem seine Sachen verstaut sind. Tagsüber nimmt die Verwüstung Stück für Stück zu;-), Brettspiele u.ä. werden gleich weggeräumt, wenn wir fertig sind, abends gibt's dann die allgemeine Aufräumaktion, bevor das Sandmännchen geguckt werden darf.

    Wenn unser Kleiner aber so alt ist, dass er alleine die Treppen hoch und runter kommt (und somit auch die Treppengitter weg können), wird aber hoffentlich mehr in den Kinderzimmern gespielt...

    LG, Sandra.

  • #3

    Nana (Donnerstag, 01 August 2019 09:18)

    Da wir ein Einfamilienhaus haben, sind im Wozi ein großer Autoteppich samt Autoholzkiste und einigen Büchern und kleinem Parkhaus. Im Winter haben wir das Bobby Quad und das Bobby Car drin.
    Unser Wohn-Essbereich umfaßt aber auch gut 55qm so das wir dafür genug Platz haben. Auch der Flur mit 18qm wird zum spielen benutzt;-). Wenn ich "nur" 25qm Wozi hätte, würde wohl auch weniger drin sein(oder wenn ich ebenerdig wohnen würde).

    Aufräumen machen wir gemeinsam oder mein Mann oder ich.
    Je nachdem wie die Laune ist:-D.
    Irgendwann sind die Kinder groß....nichts erinnert mehr an die schönen Spieltage und ich hab mein Wozi wieder für mich bzw. uns.
    Deswegen genieß ich es alles um mich zu haben.JA, auch das Spielzeug#schein

    VG Nana