Kind anschreien?

 

Manchmal vergessen wir durch die Last des Alltags, dass unser Job als Eltern eigentlich wunderbar ist. Stattdessen schreien wir unsere Kinder an und streiten mit ihnen. Wir tun das nicht weil wir es Leid sind, sondern weil die endlosen Aufgaben zusätzlich zum Muttersein uns so müde machen und ihren Tribut verlangen.

 

Man sagt, Muttersein ist eine schwierige Aufgabe, und ja, stimmt.  Aber für mich war Karl das schönste Geschenk der Welt, auf das wir so lange gewartet haben.

 

Und doch passiert es immer wieder, dass ich mich vergesse, in einer Stresssituation laut werde und es dann so bereue.

Unsere Kids sollen gute Noten haben, ihr Zimmer aufräumen, am besten mit 5 schon ein Buch lesen können, Haare ordentlich und Spielzeug immer schön aufgeräumt.

 

Wir wollen "perfekte" Kinder, die nie laut werden oder sich schmutzig machen, die ruhig in der Öffentlichkeit sind und uns mit einem Kuss begrüßen.... - wollen wir das wirklich?

Nein. Waren wir selber so als Kinder? Um gottes willen - sicher nicht.

Warum dann das alles? Wir befinden uns in einem täglichen Wettbewerb, in dem wir irgendjemanden etwas beweisen wollen. Will ich das? Will ich so eine perfekte Mutter mit einem Vorzeigekind sein?

 

Gerade in der letzten Zeit, in der ich auch noch im Prüfungsstress war, sah unsere Wohnung sicher nicht aus wie in einem Hochglanzmagazin. Ich weiß auch nicht, wie das manche Blogger oder Mütter schaffen...

Aber ich denke, es macht minch auch ein stück menschlicher, glücklicher und entspannter, wenn ich die Wäsche dann halt erst morgens zusammenlege und das Geschirr halt erst in einer Stunde gespült wird.

 

Und Karl ist nun mal wie jedes andere Kind. Er verschüttet etwas auf der Couch, will spontan mittags um 14 Uhr baden, meckert, wenn er aufräumen soll, mag kein Gemüse und Buchstaben oder Zahlen lernen?! … aber wie soll es auch anders sein! Er ist schließlich ein Kind und auch erst frischgebackene 4.

 

Sicher habe ich mir alles etwas anders vorgestellt. Und sicherlich nehme ich mir auch jeden Tag vor, nicht laut zu werden, es gelassener anzugehen. Aber das ist ein Prozess. Das muss man alles lernen.

 

Vor der Geburt - puh, ich würde sagen, war ich eine ziemlich gute Version von mir selbst. Heute? Ich weiß es nicht. Ich vermisse mich, wie ich aussah, das ich mehr auf mich geachtet habe.

 

Aber Karl hat mir gezeigt, dass ich stark und ausdauernd bin, dass ich mich genau in dem Moment, wo ich mich erschöpft fühle, weitermache. Ich möchte einfach eine gute Mutter sein. Ihm jeden Tag einen schönen Tag ermöglichen, so dass er abends glücklich ins Bett geht.

Und doch gehe ich manchmal zu Bett und fühle mich , wie soll ich sagen, schuldig, dass ich ihm nicht einen besseren Tag ermöglichen konnte.

An solchen Tagen gehe ich schlafen mit der Entschlossenheit, dass morgen ein neuer Tag ist an dem ich die Chance habe, ihn so zu gestalten, dass ich nicht den Impuls spüre, meinen Sohn anschreien zu müssen und ihm einen wunderschönen Tag ermöglichen kann.

 

 

Kommentar schreiben

Kommentare: 0