Damals, als...

Als ich noch nicht deine Mama war...

 

Mit einem Kollegen habe ich diese Woche ein etwas seltsames Gespräch geführt. Wir alberten ein wenig herum, weil er an diesem Tag früher gehen durfte als ich, woraufhin ich ihm genüsslich meinen freien Tag und die Tatsache, dass ja sonst immer früher Feierabend habe, unter die Nase rieb.

 

Seine Antwort darauf: „Hm, jetzt könnte ich ja gemein sein und sagen „Ätsch, dafür hast du ein Kind!“ – „Na… ZUM GLÜCK!!“, war meine strahlende Antwort darauf. Ätsch?? Ähm, hallo??? Da ich weiß, dass dieser Kollege Single mit einem eher genuss- und spaßorientierten Leben ist, war mir schon klar, dass ein Kind in seiner Vorstellung wohl eher Ballast sein muss, der die Eltern vom Spaßhaben abhält.  Das war auch an seiner nächsten Frage abzulesen: „Bereust du es manchmal?“- „Um Gottes Willen! Niemals. Nicht eine Minute. Er ist das Beste, was mir je passieren konnte.“ Mehr gab´s dazu nicht zu sagen.

 

 

Wer keine Kinder möchte und sich nicht vorstellen kann, ein Kind großzuziehen, der kann auch nicht verstehen, wie wundervoll es ist, Eltern zu sein. So vieles liegt außerhalb der Vorstellungskraft, ist unbeschreiblich und ganz wunderbar. Wenn ich mir überlege, wie mein Leben aussah, ehe ich dich bei mir hatte, muss ich manchmal grinsen. Im Rückblick und im Vergleich zu heute erscheint es mir oft so leer. Was habe ich damals mit all dem Platz in meinem Herzen gemacht, der heute alleine dir gehört? Andererseits habe ich auch meine Jugend bzw. mein Leben immer genossen und gesagt „Solange ich nicht verheiratet bin und keine Kinder habe, mache ich das.“

 

 

Mein Karlito, als ich noch nicht deine Mama war,

 

… da hatte ich keinen Schimmer, wie wundervoll es ist, wenn morgens ein kleiner Mensch neben meinem Bett steht, seine kleinen Händchen um mein Gesicht legt und „Mama“ flüstert.

 

 

… konnte ich nicht einmal ahnen, wie es sich anfühlt, im Dunkeln auf das Geräusch deines Atems zu lauschen und in der Sekunde, in der man nur Stille hört, zu spüren, dass meine ganze Welt an dir hängt.

 

 

… da hätte ich nie gedacht, dass ich einmal vor Stolz fast platzen würde, nur weil mein Kind laut Dinge schreit, die dann auch noch Sinn machen („FEUER! SCHNELL! ANGST!“)

 

 

… da hatte ich keine Vorstellung von der Liebesexplosion in meinem Herzen, wenn lautes Rascheln und das Tapsen von nackten Füßen auf dem Fliesenboden erkennen lassen, dass du  morgens nach wenigen Minuten aufwachst, wenn ich nicht mehr im Bett liege.

 

 

… da wusste ich überhaupt nicht, wie schön es ist, wenn du abends nach deinem Fläschen zu mir kommst, sagst „Kuscheln“ und in meinem Arm langsam in den Schlaf findest.

 

 

… da hatte ich völlig vergessen, wie lustig es sein kann, quatschmachend durch die ganze Wohnung zu toben.

 

 

… da hätte ich nie gedacht, dass ich einmal in Begeisterungsstürme, lautes „Jaaa, suuuper!!!!!!!!“, Klatschen und Johlen ausbrechen würde, nur weil mein Kind auf dem Pucky so toll durch die Wohnung rollt/ alleine die große Rutsche runterrutscht/ einen Arm ins T-Shirt steckt (…)

 

 

… da wusste ich nicht, wie sehr man jemanden schon in ganz wenigen Stunden vermissen kann.

 

 

… da hatte ich noch keine Ahnung davon, dass ich mich so verändern würde, mir hohe Schuhe, Handtaschen und Make-up plötzlich gleichgültig werden.

 

 

 

Als ich noch nicht deine Mama war, da wusste ich gar nicht, wie sehr man einen anderen Menschen lieben kann.

 

 

Es ist so schön, dass es dich gibt!

 

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